Der überarbeitete Volkswagen Crafter 35 L3H3 mit 140 PS im Test.
Der Crafter L3H3 kommt mit langem Radstand und Hochdach. In der Praxis bedeutet das: massig Raum für Pakete, Werkzeug, Regalsysteme oder einen kompletten Fahrzeugeinbau. Die Stehhöhe im Laderaum ist üppig, die Karosserie bleibt trotzdem im 3,5-Tonnen-Rahmen.
Beim Blick in die Papiere wird klar: Der Testwagen bringt leer gut 2,3 Tonnen auf die Waage, das zulässige Gesamtgewicht liegt bei 3.500 kg. Damit bleibt eine Nutzlast von knapp 1,1 Tonnen. Das ist kein Rekordwert, aber im Alltag ausreichend – zumal der Crafter zusätzlich bis zu 3,0 Tonnen gebremst ziehen darf. Zwei Schiebetüren sind purer Luxus, die das Be- und Entladen in engen Innenstädten enorm erleichtern und zur Sicherheit beitragen.
Klassischer Diesel, klassische Handschaltung
Unter der Haube arbeitet ein alter Bekannter: der 2,0-Liter-TDI mit 103 kW/140 PS. Er treibt in dieser Variante die Vorderräder an und ist mit einem manuellen 6-Gang-Getriebe kombiniert. Immer noch die bevorzugte Kombination oder aus der Mode gekommen? Jedenfalls robust, berechenbar und in Anschaffung und Unterhalt günstiger. Der Antriebsstrang arbeitet jedenfalls perfekt zusammen, die Kupplung wird auch im Stop-and-Go-Verkehr nie anstrengend. Auf der Autobahn ist der Crafter mit rund 160 km/h Spitze unterwegs. Auch nur in Deutschland relevant. Wer den rechten Fuß halbwegs im Zaum hält, kommt mit Verbräuchen unter 10 Litern aus.
Fahrerarbeitsplatz wie im Pkw
Spätestens im Cockpit merkt man, wie weit sich moderne Transporter vom spartanischen Blechkasten vergangener Zeiten entfernt haben. Der Crafter bietet ein aufgeräumtes, ergonomisches Armaturenbrett, reichlich und vor allem klug gewählte und ausgeführte Ablagen, USB-Anschlüsse und auf Wunsch ein volldigitales Cockpit. Hinzu kommt eine ganze Batterie an Assistenzsystemen: Front Assist, Spurhalteassistent, Verkehrszeichenerkennung, Müdigkeitswarnung, ParkPilot vorne und hinten – vieles, was im Pkw längst üblich ist, wandert hier in die Nutzfahrzeugwelt.
Im Testwagen treibt Volkswagen den Komfort konsequent weiter. Der Fahrer sitzt auf einem „ergoComfort“-Schwingsitz, der auch lange Tage auf der Baustelle oder im Lieferverkehr erträglich macht. Beheizte Vordersitze und Klimaautomatik „Climatronic“ sorgen dafür, dass es im großen Fahrerhaus im Winter nicht kalt und im Sommer nicht zur Sauna wird. LED-Scheinwerfer inklusive Nebelscheinwerfern mit Abbiegelicht verbessern die Sicht bei Dunkelheit deutlich – ein entscheidender Sicherheitsfaktor, wenn man viel bei Nacht oder in der dunklen Jahreszeit unterwegs ist.
Das große Navi – Wunschtraum mit Preisschild
Ein spannender Punkt im Testwagen ist das neue große Infotainment- und Navigationssystem Discover Pro. Statt einfachem Radio oder kleinem Screen prangt im Crafter ein großer Touchscreen mit Navigation, Online-Funktionen, DAB+ und Smartphone-Integration. Die Bedienung orientiert sich stark an den Pkw von Volkswagen: klare Menüs, saubere Kartendarstellung, schnelle Routenberechnung. Wer viel in unbekannten Gebieten unterwegs ist, will diese Ausstattung nach der ersten Fahrt nicht mehr missen. Allerdings hat das „Discover Pro“ mit 2.530. - Euro auch einen deutlichen Einfluss auf den Endpreis.
Günstiger Einstieg, teure Verlockungen
Genau hier zeigt sich das „Doppelleben“ des Crafter 35 L3H3 2.0 TDI. In seiner Basis-Konfiguration mit Dieselmotor und Handschaltung ist er ein vergleichsweise günstiger Einstieg in die Volkswagen-Nutzfahrzeugwelt. Für Betriebe, die auf robuste Technik setzen und gut kalkulieren müssen, ist das attraktiv – zumal der Crafter als 3,5-Tonner vorsteuerabzugsberechtigt ist. Sobald man jedoch in der Aufpreisliste beherzt Häkchen verteilt, schiebt sich der Preis spürbar nach oben. Klimaautomatik, LED-Licht, Anhängerkupplung, zusätzliche Schiebetür, Komfortsitz, Rückfahrkamera, großes Navi – jedes Extra für sich sinnvoll, in Summe schnell ein fünfstelliger Aufpreis. So landet der Testwagen am Ende bei deutlich über 80.000 Euro brutto. Das ist für einen Kastenwagen eine Hausnummer, bewegt sich aber auf Augenhöhe mit ähnlich üppig ausgestatteten Wettbewerbern.
