Mit dem Proace Max E 110 kWh Select L3H2 stößt Toyota in eine Klasse vor, in der es ernst wird: 4.250 kg höchstzulässiges Gesamtgewicht, 1.385 kg Nutzlast und ein ausgewachsener Kastenwagen im L3H2-Format. Wir sind den Laster gefahren.
Unser Proace Max E Testwagen ist als E-Lkw zugelassen, denn es gibt hier eine interessante Ausnahme für Elektrolaster bis 4,25 Tonnen, die in Österreich mit B-Führerschein bewegt werden dürfen. Allerdings mit typischen Lkw–Konsequenzen wie digitaler Fahrerkarte, 90 km/h Limiter und Lkw Maut auf Autobahnen. Damit ist klar: Das ist kein „Großraum-Kombi“, sondern ein vollwertiges Arbeitsgerät für Profis, die genau wissen, was sie tun.
Elektro-Punch
Herzstück des Proace Max E ist der 110-kWh-Akku, der einen 205 kW / 279 PS starken E-Motor füttert. Schon nach den ersten Metern ist klar: Leistung ist hier kein Thema. 410 Nm Drehmoment stehen spontan an, der 4,25-Tonner hängt kraftvoll am Gas, vor allem aus dem Stand. Bis zur Lkw-typischen Abriegelung bei 90 km/h fühlt sich der Toyota im Alltag höchst agil an. Für den Fahrer bedeutet das: Reserven, auch wenn der Kasten voll ist. Je nach Version sind bis zu 2.400 kg Anhängelast möglich.
Tagsatz
Mit einem Durchschnittsverbrauch von 29,4 kWh/100 Kilometer bewegen wir den Testwagen im WLTP-Fenster für den Proace Max Electric. Die elektrische Reichweite liegt damit bei rund 370 Kilometern. In der Praxis eines 4,25-Tonners relativiert sich das, wie immer: Leer oder leicht beladen, überwiegend Landstraße, sind Reichweiten um die 300 km realistisch. Im typischen Lieferbetrieb, mit Stop-and-Go, Zwischensprints und spürbarer Zuladung, kann man eventuell mit 400 km planen. Die Rekuperation arbeitet hier effektiv und holt einiges an Energie zurück.
Beim Laden spielt der Proace Max E seine Größe aus: An DC-Schnellladern sind Ladeleistungen von bis zu 150 kW möglich, womit sich der Akku von niedrigem Stand auf etwa 80 % in einer Mittagspause nachladen lässt.
Arbeitsplatz mit Schwächen
Optisch gibt sich der Innenraum modern, mit großem Zentraldisplay und digitalen Instrumenten. Auffallend ist das zerklüftete Armaturenbrett. Die stark gegliederte Form mit verschiedenen Ebenen, Kanten und Nischen wirkt zwar auf Fotos dynamisch, erweist sich im Alltag aber als wenig ergonomisch. Die Ablageflächen sind relativ klein, offen und teils umständlich erreichbar.
Immerhin gibt es die aus dem Mittelsitz herausklappbare große Arbeitsfläche für Unterlagen, Tablet oder Lieferscheine. Kritischer im Arbeitsalltag sind die wenig brauchbaren Getränkehalter: Lediglich in den Türen finden zwei 0,5 Liter Flaschen Platz. Becherhalter fehlen gänzlich.
Sitzposition und Raumangebot passen dagegen gut: Drei Personen finden vorne ausreichend Platz, die Sitze bieten ordentliche Unterstützung, und die Geräuschkulisse des E-Antriebs sorgt für entspanntes Fahren.
Kompakter E-Lkw mit Luft bei der Ergonomie
Der Toyota Proace Max E 110 kWh Select L3H2 als 4,25-t-Lkw ist ein spannendes Angebot für alle, die hohe Nutzlast mit voller E-Power kombinieren wollen. Unterm Strich ist der Proace Max E ein leichter Elektro-Lkw im Transporterformat, der beim Fahren überzeugt, beim Arbeitsplatz aber noch Feinschliff vertragen könnte. Wer mit Fahrerkarte und 90-km/h-Limit leben kann, oder genau das braucht, bekommt ein ernstzunehmendes Werkzeug für den elektrischen Arbeitsalltag.
