
Manchmal sind es nicht die großen Revolutionen, die die Welt bewegen, sondern die kleinen, klug durchdachten Details. In der nüchternen Welt des Schwerverkehrs, wo Tonnen zählen und jeder Kilometer ein Preisetikett trägt, bringt ein Unternehmen aus Oberösterreich frischen Wind ins System – und senkt dabei ganz nebenbei auch noch die Mautkosten. Die Rede ist von der Ernst Riedler Fahrzeugbau- und VertriebsgesmbH in Oberweis, deren jüngste Huckepack-Lösungen Schweizer Transportunternehmer aufhorchen lassen.
Kran hebt Anhänger – und senkt Gebühren
Das Prinzip ist ebenso simpel wie genial: Statt mit Zugfahrzeug und Anhänger leer durch die Schweiz zu rollen – und dabei unter die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) zu fallen –, wird der Anhänger kurzerhand zum Passagier. Mithilfe des am Fahrzeug montierten Holzladekrans wird er auf die Ladefläche gehievt. Das Zugfahrzeug fährt alleine weiter. Weniger Gesamtgewicht bedeutet weniger „Tonnenkilometer“ – und folglich geringere LSVA-Kosten. Wer sparen will, muss heben können.

Technik mit Fingerspitzengefühl
Doch hinter dieser Effizienz steckt Präzisionsarbeit: Der Aufbau des Riedler-Fahrzeugs ist mit Schnellverschluss-Rungen des schwedischen Herstellers ExTe bestückt. Die Rungen werden mit einem einzigen kräfteschonenden Tritt gelöst, in eigens integrierte Rungentaschen umgesteckt und mit einem Gurt gesichert – eine Choreografie aus Stahl, Technik und Routine.
Der Anhänger selbst wird ebenfalls zur wandelbaren Skulptur: Die Alu-Teleskoprungen werden eingeschoben, die Rungenstöcke per Hand umgelegt. Dann kommt der große Moment: Der Kran hebt das Tandem-Rungenanhängsel elegant auf die Ladefläche. Ein präziser Tanz auf wenigen Quadratmetern – abgeschlossen in Minuten.

Variante zwei: Hydraulisch und um die Ecke gedacht
Was in der Theorie wie eine Wiederholung klingt, ist in der Praxis ein ganz eigenes Meisterstück: Die zweite Lösung aus dem Hause Riedler verzichtet auf ein durchgehendes Plateau und setzt auf zwei hydraulisch klappbare ExTe-Schemel. Vom Kransitz aus werden die Rungen umgelegt – Muskelkraft ade, Technik olé.
Hier fährt der Anhänger sogar rückwärts Huckepack – mit dem Heck nach vorne. Eine spezielle Aussparung in der Stirnwand dient der Zentrierung, die Zugöse wird elegant arretiert, Spanngurte sichern die Fracht. Ein durchdachtes Detail, das zeigt, wie sehr Riedler auch an das scheinbar Nebensächliche denkt.
Waldstraße als Prüfstein
Beide Systeme zeigen sich besonders auf engem Terrain von ihrer besten Seite. Denn nicht nur Autobahnen zählen – die wahre Bewährungsprobe beginnt auf der Forststraße. Bis zur Holzladestelle wird der Anhänger am Motorwagen mitgeführt, erst vor Ort abgeladen und wieder angekuppelt. Für viele Transportunternehmen ist das kein Bonus, sondern ein Gamechanger.
Von Oberweis in den Wald: Erfahrung trifft auf Innovation
Seit 1953 produziert Riedler am Firmensitz in Oberweis Fahrzeuge für den Holz-, Hackgut- und Stückguttransport. Mit rund 50 Mitarbeitern und viel Know-how fertigt das Familienunternehmen in dritter Generation nicht nur Nutzfahrzeuge, sondern auch Lösungen, die den Alltag ihrer Kunden erleichtern – wirtschaftlich, robust und praxisorientiert.
Der Geist von Riedler ist keiner der großen Worte, sondern einer der praktischen Intelligenz. Hier wird nicht geredet – hier wird gebaut. Für die Straße. Für den Wald. Und für ein bisschen weniger Abgaben.
