Reiseenduros gibt es viele, doch die Moto Guzzi Stelvio Aras sticht schon beim ersten Anblick heraus. Wuchtig, eigenständig und mit der typischen Portion italienischem Temperament – genau das, was man in Zeiten austauschbarer Konzepte wieder sehen will. Und wenn der V2 unter dem Tank zum Leben erwacht, ist klar: Hier fährt keine seelenlose Maschine, sondern ein Motorrad mit Charakter.
Der Motor als Herzstück
Der Motor ist ein 1.042-Kubik-V-Zweizylinder, der 115 PS bei 8.700 Touren liefert und ein sattes Drehmoment von 105 Newtonmetern in die Kardanwelle schickt. Was auf dem Papier solide klingt, entfaltet sich auf der Straße als breites, kräftiges Drehmomentband, das schon ab niedrigen Drehzahlen anschiebt wie ein guter Espresso am Morgen. Wer gerne schaltfaul fährt, wird seine helle Freude haben – die Stelvio trägt den Fahrer souverän durch Serpentinen, Landstraßen und auch mal über Schotterpisten.
Platz nehmen und wohlfühlen
Im Sattel fühlt man sich sofort zuhause. Die Sitzposition ist angenehm aufrecht, das Cockpit übersichtlich, die Windschutzscheibe leistet solide Arbeit. Mit 246 Kilo fahrfertig ist die Stelvio zwar kein Leichtgewicht, doch das gutmütige Handling und die stabile Fahrwerksabstimmung lassen das Gewicht beim Fahren schnell vergessen. Sachs liefert vorne eine kräftige Upside-down-Gabel, hinten arbeitet eine Einarmschwinge mit Kardanantrieb – klassisch, robust und auf langen Strecken ein echter Komfortgewinn.
Souverän auf Straße und Schotter
Auf der Straße zeigt die Guzzi, dass sie kein reines Schönwetter-Bike ist. Die Bremsanlage mit Brembo-Komponenten packt kräftig zu, unterstützt von einem sensiblen Kurven-ABS. Dazu gibt es fünf Fahrmodi, Traktionskontrolle, Tempomat und ein LED-Lichtsystem mit Kurvenfunktion. Wer es besonders modern will, bestellt das optionale Radarsystem mit Totwinkelwarner und adaptiver Temporegelung – ein Feature, das sonst eher in Premiumautos zuhause ist.
Wo sie an ihre Grenzen stößt
Natürlich hat auch die Stelvio ihre Eigenheiten. Beim Rangieren spürt man das Gewicht, im harten Offroad-Einsatz ist sie eher Tourer als Enduro, und der versprochene 400-Kilometer-Aktionsradius schrumpft bei sportlicher Gangart schnell auf 300 bis 350 Kilometer zusammen. Aber das sind keine echten Makel, eher Eigenheiten, die zur ehrlichen Gesamtcharakteristik passen.
Ein Bike mit Seele
Denn am Ende geht es bei einer Moto Guzzi nicht um Perfektion im Datenblatt, sondern um das Gefühl am Lenker. Und das liefert die Stelvio Aras in Hülle und Fülle: souverän auf der Autobahn, entspannt in der Stadt, lebendig auf der Landstraße. Wer sich für sie entscheidet, bekommt ein Motorrad mit Seele, das lange Touren zum Erlebnis macht und dabei noch einzigartig aussieht.
Fazit
Die Stelvio Aras ist kein Bike für jeden – aber für jene, die italienische Leidenschaft mit Tourentauglichkeit verbinden wollen, ist sie eine der spannendsten Reiseenduros am Markt.