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60 Jahre Renault LCV-Kompetenzzentrum in Villiers-Saint-Frédéric

60 Jahre Renault-Kompetenzzentrum für leichte Nutzfahrzeuge – das klingt im ersten Moment wie ein typischer PR-Jahrestag. Was Renault in Villiers-Saint-Frédéric aber tatsächlich auf die Beine gestellt hat, ist alles andere als Standard. Denn der westlich von Paris gelegene Standort ist nicht nur historisch bedeutend, sondern auch heute noch ein Innovationstreiber für den gesamten LCV-Sektor – und das weltweit.

Seit 1965 bündelt Renault hier sein Know-how für leichte Nutzfahrzeuge. Heute arbeiten rund 1.000 Menschen auf dem 15 Hektar großen Gelände, über die Hälfte davon in Festanstellung. Und sie entwickeln: über 450 Varianten des Renault Master, neue E-Tech-Plattformen mit 800-Volt-Technologie und smarte Features wie „Open Sesame“ oder den „Converter Companion“. Es ist ein Standort, der nicht nur Fahrzeuge, sondern Zukunft baut.

Doch am Rand der Feierlichkeiten war es eine Begegnung mit der Vergangenheit, die bei mir den nachhaltigsten Eindruck hinterließ.

Überraschung auf französischem Asphalt

Ich durfte mehrere der ausgestellten Oldtimer selbst fahren – und war erstaunt. Der Renault Juvaquatre aus dem Jahr 1950 war nicht nur fahrbereit, sondern hatte die komfortabelste Federung des Tages. Kein Witz: Während moderne Testfahrzeuge jede Bodenwelle trocken weiterreichten, schwebte der betagte Klassiker regelrecht über das Gelände. Auch die 23 PS waren völlig ausreichend für den 750 kg leichten Lieferwagen. Kraft und Komfort ohne Sensorik, Software oder Federkennlinie – einfach solide Technik, gut gemacht.

Natürlich hat sich seither viel getan. Heute wird alles akribisch in Akustikzentren vermessen, Vibrationen analysiert, Luftströme in Windkanälen optimiert. Renault testet 80 unterschiedliche Szenarien mit 2.000 Sensoren, Tag und Nacht.

Die Brücke zwischen realer und virtueller Entwicklung

Ein echtes Highlight im Entwicklungsprozess ist das sogenannte Phygital-Zentrum – eine Simulationsumgebung, die virtuelle und physische Fahrzeugentwicklung miteinander kombiniert. Was sonst in getrennten Tools und Abteilungen geschieht, wird hier auf einer einzigen Plattform zusammengeführt:

  • 3D-Visualisierung des Fahrzeugs via Virtual-Reality-Brille
  • Interaktive Kopplung mit der späteren Fahrzeugsoftware
  • Rekonstruktion der gesamten Customer Journey – von der ersten Interaktion bis zur Nutzung

Das Besondere: Selbst Bauteile des realen Fahrzeugs lassen sich mit dem digitalen Modell verbinden, was einen völlig neuen Grad an Iteration und Kundenintegration ermöglicht. Dieses Tool steht nicht nur den Entwicklern zur Verfügung, sondern kann auch gemeinsam mit Kunden und Aufbauten-Spezialisten genutzt werden – um schneller, präziser und marktnäher zu entwickeln.

Vom Kangoo zum SDV

Dass Renault die Zeichen der Zeit erkannt hat, zeigt die Elektrifizierungsstrategie. Bereits 1985 wurde an Elektro-Lösungen geforscht, 2011 kam der Kangoo Z.E. als erster vollelektrischer Transporter mit dem Titel „International Van Of The Year“. Heute fahren zehntausende E-Tech-Modelle auf Europas Straßen, darunter der neue Trafic, die Neuauflage des Estafette und bald auch SDV-Modelle mit Software-Defined-Vehicle-Technologie von Ampere.

Auch die Umrüstung wird intern gelöst: In den sogenannten Qstomize-Werkstätten entstehen über 1.200 spezifische Anpassungen – direkt am Werk, mit Erhalt der Herstellergarantie. Das spart nicht nur Zeit und Geld, sondern reduziert auch die Umweltbelastung.

Fazit

Villiers-Saint-Frédéric steht für 60 Jahre Renault-Innovation – und für eine überraschend komfortable Vergangenheit. Während die Entwicklungszentren rund um die Uhr an Zukunftslösungen arbeiten, bewies ein 70 Jahre alter Transporter eindrucksvoll, dass guter Fahrkomfort manchmal keine Hightech braucht – sondern einfach nur gute Ingenieurskunst. Das Phygital-Zentrum zeigt hingegen: Wer Technik heute ernst nimmt, muss die virtuelle und reale Welt gleichzeitig denken – und das macht Renault hier auf beeindruckende Weise.

19.09.2025

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