Mathias Miedreich
Ein Paukenschlag bei einem der bedeutendsten Automobilzulieferer der Welt: Der Technologiekonzern ZF Friedrichshafen AG kündigt eine tiefgreifende personelle Neuausrichtung im Vorstand an. Mit Wirkung zum 30. September 2025 verlässt Dr. Holger Klein, der amtierende Vorstandsvorsitzende, das Unternehmen. Zeitgleich wird auch Prof. Dr. Peter Laier, verantwortlich für die Sparten Nutzfahrzeuge, Industrietechnik sowie zentrale Ressorts wie Materialwirtschaft und Produktion, sein Amt niederlegen. Neuer Vorstandsvorsitzender wird Mathias Miedreich – ein interner Aufstieg mit Signalwirkung.
Ein Abschied im Einklang – und mit Weitblick
Der Aufsichtsrat der ZF Friedrichshafen AG spricht in der offiziellen Mitteilung von einem „einvernehmlichen“ Schritt. Hinter diesem Begriff verbirgt sich, wie so oft, weit mehr als diplomatische Floskeln. ZF steht vor entscheidenden Jahren – technologisch, wirtschaftlich und strategisch. Die Richtung ist klar, doch die Ausgestaltung verlangt entschiedene Führung. Dr. Holger Klein, der ZF seit über einem Jahrzehnt in verschiedensten Funktionen geprägt hat und seit Januar 2023 an der Spitze stand, zieht nun einen klaren Schlussstrich.
„Wir haben wichtige Weichen gestellt,“ so Klein in seinem Statement. Seine Worte sind durchdrungen von Verantwortung, aber auch von Überzeugung. Die Performance-Programme wirken, Strategie „Stärken stärken“ greift, Profitabilität und Cashflow steigen. Und doch: „ZF darf keine Zeit verlieren“ – ein Satz, der wie ein mahnender Appell klingt. Dass er nun den Stab weitergibt, wirkt nicht wie ein Rückzug, sondern wie ein bewusst gesetzter Übergang in eine neue Phase.
Ein Nachfolger mit Industrie-Erfahrung und interner Verankerung
Mit Mathias Miedreich hat der Aufsichtsrat eine interne Lösung gefunden, die Klarheit und Kontinuität verspricht. Seit Januar 2025 ist Miedreich im Vorstand tätig, wo er die Division „Elektrifizierte Antriebstechnologien“ verantwortet – ein Bereich, der in der Transformation der Automobilindustrie von zentraler Bedeutung ist.
„Mit Mathias Miedreich haben wir einen internen Nachfolger gefunden, der nicht nur über tiefgreifende Erfahrung in der Industrie, auch bereits in einer CEO-Position, verfügt, sondern auch seit seinem Antritt als ZF-Vorstand mit einer Kombination aus Entscheidungsstärke und Kommunikationsfähigkeit die Restrukturierung der Division E bedeutend vorangetrieben hat. Wir wünschen ihm viel Erfolg in seiner neuen Aufgabe."
Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Rolf Breidenbach
Ein Lob, das nicht nur als Rückendeckung, sondern auch als Auftrag gelesen werden kann. Denn Miedreich bringt nicht nur operative Erfahrung mit – er war zuvor bereits CEO in einem anderen Industriekonzern –, sondern auch das notwendige strategische Gespür, um ZF durch die nächsten Jahre des Umbruchs zu steuern.
Prof. Dr. Peter Laier verlässt den Vorstand
Neben dem Wechsel an der Spitze markiert auch das Ausscheiden von Prof. Dr. Peter Laier einen Einschnitt. Seit Januar 2023 war er Mitglied des Vorstands und trug Verantwortung für zentrale Geschäftseinheiten. Sein Abschied, so heißt es, erfolge „aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die künftige strategische Ausrichtung.“ Eine Formulierung, die – trotz aller Höflichkeit – auf grundlegende Differenzen hindeutet.
Dabei wird seine Arbeit gewürdigt: Laier habe maßgeblich zur Internationalisierung der Divisionen beigetragen und globale Kundenbeziehungen intensiviert. Auch die Region Indien sei für die Zukunft gut aufgestellt, so sein abschließender Rückblick. Doch Differenzen im Kurs wiegen letztlich schwerer als operative Erfolge.
Dank, Respekt – und offene Fragen
Sowohl Simon Blümcke, Oberbürgermeister von Friedrichshafen und Vorsitzender der Zeppelin-Stiftung, als auch Aufsichtsratschef Breidenbach, fanden lobende Worte für beide scheidenden Vorstände. Man betont die „hervorragende Arbeit“ und das „enge Miteinander“. Gleichwohl steht ZF nun vor der Herausforderung, die frei gewordenen Ressorts neu zu besetzen.
Die Nachfolge in den Divisionen „Elektrifizierte Antriebstechnologien“, „Nutzfahrzeugtechnik“ und „Industrietechnik“ wird laut Unternehmensangaben zeitnah kommuniziert. Das lässt Raum für Spekulation – und Erwartungen.
Fazit: Der Blick nach vorn – mit einem neuen Kapitän an Bord
Mit dem Wechsel an der Unternehmensspitze läutet ZF eine neue Phase ein. Die Wahl von Mathias Miedreich ist mehr als nur ein personeller Wechsel – sie steht für ein Bekenntnis zur Fortführung der Transformation mit frischem Schwung und gleichzeitigem strategischem Fokus.
Während der Abschied von Dr. Holger Klein und Prof. Dr. Peter Laier von Respekt und Dankbarkeit geprägt ist, liegt der Fokus nun klar auf der Zukunft: E-Mobilität, Digitalisierung, globale Wettbewerbsfähigkeit. Für ZF beginnt ein neues Kapitel – und es wird entscheidend sein, wie mutig und entschlossen es aufgeschlagen wird.