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„Stronger 2030“ – Wenn Strategie auf Realität trifft

Cleveland, North Carolina. Die Sonne steht hoch über dem Werkstor, das sonst schwergewichtigen Trucks wie dem Freightliner Cascadia vorbehalten ist. Doch an diesem Tag rollt hier keine Produktion, sondern ein strategischer Kurswechsel an – spürbar, sichtbar, greifbar. Daimler Truck hat zum Kapitalmarkttag 2025 geladen, und was die Führungsriege um CEO Karin Rådström hier präsentiert, ist nichts Geringeres als der mutigste Strategie-Relaunch seit der Abspaltung vom Daimler-Konzern. Das Motto: „Stronger 2030“. Die Botschaft: Wir richten alles neu aus – mit einem klaren Zielbild und harter Disziplin.

„Bei Daimler Truck sind wir stolz darauf, für alle zu arbeiten, die die Welt bewegen. Und wir wollen das beste Lkw- und Busunternehmen werden - für unsere Kunden, unsere Beschäftigten und unsere Aktionäre. Wir haben die Strategie und wir schaffen eine Leistungskultur, um diese Ambition zu erreichen. Wenn wir es richtig machen, bringt uns das eine Profitabilität von mehr als 12 % Umsatzrendite bis 2030.“

Karin Rådström, Vorstandsvorsitzende von Daimler Truck

Fünf Säulen für ein starkes Jahrzehnt

Statt theoretischer Visionen präsentierte Daimler Truck eine handfeste Strategie, aufgebaut auf fünf tragenden Säulen. Die erste Säule ist ein entschlossener Fokus auf Wachstum, Skalierung und Effizienz – nicht in der Breite, sondern dort, wo es sich am meisten lohnt. Ein Beispiel dafür ist die angekündigte Fusion der Marken Mitsubishi Fuso und Hino, die den asiatischen Markt auf ein neues Level heben soll.

Die zweite Säule rückt den Kunden noch stärker in den Mittelpunkt. Das Servicegeschäft – 2024 bereits mit über 8 Milliarden Euro Umsatz – soll durch schnellere Teileverfügbarkeit, Investitionen ins Servicenetz und eine engere Vernetzung weiter wachsen. Ziel ist ein verlässlicher Partner zu sein, nicht nur beim Produkt, sondern in der gesamten Lebensdauer eines Fahrzeugs.

Transformation ja, aber mit Augenmaß – das bildet die dritte Säule. Daimler Truck verfolgt eine modulare Technologiestrategie, die Flexibilität gegenüber Marktgegebenheiten bietet: Diesel bleibt relevant, wo E-Mobilität noch nicht wirtschaftlich ist, während batterieelektrische und wasserstoffbasierte Antriebe dort priorisiert werden, wo die Voraussetzungen stimmen.

Die vierte Säule betrifft die interne Organisation: Mit dem Programm „Cost Down Europe“ will das Unternehmen in Europa bis 2030 über eine Milliarde Euro einsparen. Dazu gehören nicht nur strukturelle Anpassungen, sondern auch eine sozialverträgliche Reduktion von Stellen durch natürliche Fluktuation und gezielte Vorruhestandsregelungen.

Last but not least setzt Daimler Truck auf eine neue Unternehmenskultur. Das Motto „Simpler. Faster. Stronger.“ ist mehr als ein Slogan – es steht für schnellere Entscheidungswege, schlankere Hierarchien und ein leistungsorientiertes Vergütungssystem, das Eigenverantwortung belohnt.

Finanzziele mit Substanz

Worte sind das eine, aber Daimler Truck lieferte auch klare Zahlen. Bis 2030 soll die bereinigte Umsatzrendite im Industriegeschäft über 12 Prozent liegen, mit einem langfristigen Zielkorridor zwischen 9 und 13 Prozent – eine deutliche Steigerung gegenüber früheren Planungen. Gleichzeitig soll der Free Cash Flow im Vergleich zu 2024 um 50 Prozent steigen. Dazu passt auch das neue Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 2 Milliarden Euro, das im zweiten Halbjahr 2025 starten soll.

„Mit der konsequenten Umsetzung unserer neuen strategischen Prioritäten werden wir eine grundlegende Verbesserung unserer finanziellen Performance erzielen, angetrieben durch unser umfassendes Effizienzprogramm Cost Down Europe. Die Kombination aus resilientem Wachstum, disziplinierter Kapitalallokation und verbesserter Profitabilität wird unsere starke Cash-Generierung deutlich erhöhen. Wir werden unsere Aktionärinnen und Aktionäre weiterhin am Unternehmenserfolg beteiligen, indem wir unsere Dividendenpolitik mit einer Ausschüttungsquote von 40 bis 60 Prozent bestätigen und unser neues Aktienrückkauf- programm in Höhe von bis zu zwei Milliarden Euro umsetzen.“

Eva Scherer, CFO von Daimler Truck

Die Dividendenpolitik bleibt dabei stabil und attraktiv: 40 bis 60 Prozent des Nettogewinns sollen weiterhin an die Aktionäre ausgeschüttet werden.

Mercedes-Benz Trucks: Restrukturieren, stärken, wachsen

Für das Segment Mercedes-Benz Trucks war die Botschaft unmissverständlich: Es gibt Aufholbedarf – vor allem bei der Widerstandsfähigkeit der Marge. Vorstand Achim Puchert stellte den Plan klar vor. Im Zentrum steht „MBT ONE“, ein neuer modularer Strategieansatz, der auf eine Harmonisierung des Produktportfolios und die bessere Nutzung globaler Ressourcen zielt – insbesondere mit Blick auf Indien und China.

Neben der strukturellen Vereinfachung und dem geplanten Stellenabbau in Deutschland zielt die Strategie auf ein profitables Wachstum in vier Bereichen: dem Verteidigungssektor, dem emissionsfreien Transport mit über 25.000 Einheiten bis 2030 in Europa, einem verstärkten Indien-Geschäft sowie einem massiv ausgebauten Service- und Ersatzteilgeschäft.

Der Fels in der Brandung

Dass Daimler Truck North America (DTNA) ein verlässlicher Ertragspfeiler ist, wurde auch 2025 wieder deutlich. Eine bereinigte Umsatzrendite von 12,9 Prozent im Jahr 2024 – das ist nicht nur Benchmark, sondern Beweis dafür, dass sich langfristige Strategien auszahlen.

CEO John O’Leary betonte insbesondere die Stärke des Vocational-Segments, also Bau- und Spezialfahrzeuge, die dank geringerer Konjunkturabhängigkeit stabile Margen sichern. Hinzu kommt das wachsende Servicegeschäft, das sich zu einem zweiten Profit-Pfeiler neben dem Fahrzeugverkauf entwickelt hat.

Mit dem neuen Freightliner Cascadia der fünften Generation und der Western Star-Baureihe sei DTNA für die kommenden Jahre bestens aufgestellt, so O’Leary. Die Kombination aus Produkterfolg und Serviceoffensive macht DTNA widerstandsfähig gegen zyklische Schwankungen.

Technologie mit Augenmaß

Für die Technikstrategie zeichnet Andreas Gorbach verantwortlich – und der sprach in Cleveland Klartext. Die Transformation des Antriebsmix verlaufe weltweit mit unterschiedlicher Geschwindigkeit, und Daimler Truck reagiere entsprechend. In Nordamerika sei das Tempo der E-Mobilität gebremst, weshalb Investitionen in batterieelektrische Antriebe dort reduziert würden.

Stattdessen setze man auf globale Plattformen und Skaleneffekte bei konventionellen und alternativen Antrieben – ergänzt durch Partnerschaften wie das Joint Venture Coretura mit Volvo. Ziel sei eine softwaredefinierte Lkw-Plattform, die Flottenmanagement, Funktionen und Updates komplett digitalisiert.

Wasserstoff bleibt ein Thema, aber mit angezogener Handbremse: Die großflächige Serienproduktion wird auf die frühen 2030er Jahre verschoben – nicht zuletzt, weil der Ausbau der Infrastruktur in Europa deutlich langsamer voranschreitet als erhofft.

Fazit: Ein Konzern auf Kurs – aber mit harter Hand

Der Kapitalmarkttag 2025 war keine bloße PR-Show. Daimler Truck hat eine klare Richtung vorgegeben – mit ambitionierten Zielen, aber auch der Bereitschaft, unbequeme Schritte zu gehen.

„Stronger 2030“ ist kein leeres Versprechen, sondern ein Bekenntnis zu Effizienz, Kundenfokus und Technologie mit Augenmaß. In einer Branche, die zwischen Regulierung, Marktdruck und Technologiewandel balanciert, will Daimler Truck nicht Getriebener sein, sondern Gestalter.

Die Umsetzung wird zeigen, ob der Konzern die PS auch auf die Straße bringt – aber die Richtung stimmt. Und das Fundament ist gelegt.

17.07.2025

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