Ein 40-Tonner summt über den Ärmelkanal. Genauer gesagt: rollt aufs Schiff, schippert hinüber, rollt wieder runter. Klingt banal. Ist es aber nicht. Denn der Renault Trucks E-Tech T, ein vollelektrischer Schwerlastwagen, hat als erster seiner Art eine reguläre Frachtfahrt über die Route Dover–Calais erfolgreich absolviert – geladen mit Ware, begleitet von der Logistik-Größe Kühne+Nagel, getragen vom Hybridschiff P&O Liberté. Und das alles ohne einen Tropfen Diesel.
Die Strecke: Derbyshire nach Amiens, dann retour. 1.100 Kilometer Gesamtstrecke. Geladen, entladen, geladen, entladen – was Spediteure täglich machen, aber diesmal mit Strom.
Schiff und Lkw, ein gutes Team
Der Unterschied liegt im System: keine Emissionen am Fahrzeug, deutlich reduzierte CO₂-Bilanz durch das hybride Fährschiff, eine Route, die bisher für E-Laster kaum vorstellbar war. Die Reise zeigt: Wer ernst macht mit der Dekarbonisierung, muss nicht auf Labors oder Zukunftsvisionen warten. Es geht schon – heute, mit existierender Technik.
Natürlich: Das Ganze war koordiniert, vorbereitet, begleitet. Die Unternehmen – Renault Trucks, Kühne+Nagel, P&O Ferries – wollten zeigen, was geht. Und das taten sie. Öffentlichkeitswirksam. Aber das macht den Schritt nicht weniger relevant.
Denn es geht um Vertrauen. Vertrauen in Reichweite, Infrastruktur, Fahrpläne. Vertrauen, dass ein E-Laster nicht nur Lieferwagen kann, sondern Schwerverkehr. Nicht nur Stadt, sondern Kontinent. Und das braucht konkrete Fahrten, keine Renderings.
Die Dover-Calais-Route ist einer der zentralen Korridore des europäischen Güterverkehrs. Wenn hier elektrisch gefahren werden kann, dann ist das ein Signal. Nicht für morgen – für heute. Die Fragen lauten nun: Wann folgen mehr Fahrten? Wann folgt der Ausbau der Ladeinfrastruktur entlang solcher Routen? Und wann wird aus dem Pionierprojekt Standardbetrieb?
Noch ist der E-Tech T eine Ausnahmeerscheinung auf den Straßen und Decks Europas. Aber wie so oft: Innovation beginnt nicht mit einer Flotte, sondern mit einer Fahrt.