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Volta Trucks vor dem endgültigen Aus

Was als europäische Antwort auf Tesla Semi und Co. gefeiert wurde, droht nun endgültig im Insolvenzschlamm stecken zu bleiben: Volta Trucks, das schwedisch-britische Elektro-Lkw-Start-up, taumelt endgültig dem Aus entgegen. Damit sind sie Musk's Lkw-Feuchttraum einen Schritt voraus. Nachdem bereits im Herbst 2023 eine erste Insolvenz für Schlagzeilen sorgte, folgte nun im Mai 2025 der nächste Tiefschlag: In Großbritannien wurde erneut Insolvenz angemeldet. Auch die österreichische Tochtergesellschaft Volta Commercial Vehicles hat laut Alpenländischem Kreditorenverband ein Verfahren beim Landesgericht Steyr eingebracht.

Damit ist das Aus für den Produktionsstandort in Steyr wohl besiegelt – noch bevor dort überhaupt eine echte Serienfertigung starten konnte. Der „Volta Zero“, ein vollelektrischer 16-Tonner für den urbanen Verteilerverkehr, war einst als Innovationsboje in einem Meer aus Dieselabgasen gedacht. Jetzt ist er eher Symbol einer unausgereiften Elektrifizierungsromantik, gepaart mit wirtschaftlicher Realität.

Das große Versprechen

Volta wurde 2019 in Stockholm gegründet, mit der selbstbewussten Mission, den städtischen Verteilerverkehr zu dekarbonisieren. Und das mit einem Fahrzeug, das nicht nur durch seinen Elektroantrieb, sondern auch durch ein neuartiges Design auffiel: Der Zero setzte auf eine zentrale Fahrerposition, niedrige Einstiegsstufe, großflächige Verglasung für bessere Rundumsicht – und eine Reichweite von bis zu 200 Kilometern. Das reichte für die klassische letzte Meile, also den innerstädtischen Lieferverkehr.

Große Logistiker wie DB Schenker, Petit Forestier oder DSV zeigten Interesse, unterzeichneten Absichtserklärungen, testeten Prototypen. Die Branchenpresse jubelte, der Markt horchte auf. Alles sah nach einem klassischen Scale-up aus, unterstützt von einem wachsenden regulatorischen Druck zur Dekarbonisierung in Europa.

Doch das Versprechen blieb unerfüllt.

Die Fallhöhe war hoch

Bereits die Insolvenz im Oktober 2023 zeigte: Das Wachstum war vor allem auf Hoffnung gebaut. Der ursprünglich als Auftragsfertiger vorgesehene Produktionspartner Steyr Automotive – vormals MAN-Werk – hatte sich auf einen ambitionierten Produktionsstart vorbereitet. Doch Volta konnte die nötige Finanzierung für die Serienfertigung nicht stemmen. Die 2023er-Insolvenz wurde zwar zunächst durch eine Übernahme durch den US-Finanzinvestor Luxor Capital abgefedert, doch der Fortbestand war nur auf Zeit erkauft.

Wie 1truck.tv bereits am 17. März 2025 berichtete, schienen intern zwar weiter Pläne für einen Produktionsanlauf in Steyr zu bestehen – aber es fehlte an Geld, Struktur, Marktpräsenz. Die „Wiederbelebung“ der Marke blieb Symbolpolitik. Von der ursprünglich geplanten „Volta Zero“-Flotte, die Logistiker in ganz Europa elektrifizieren sollte, blieb wenig mehr als ein Fuhrpark von Testfahrzeugen.

Das Problem mit der Realität

Volta ist kein Einzelfall. Die E-Mobilität im schweren Verteilerverkehr kämpft generell mit gewaltigen Hürden: hohe Batteriepreise, fehlende Ladeinfrastruktur, lange Amortisationszeiten – und ein hochkompetitiver Markt, der zunehmend von traditionellen Herstellern mit etablierten Vertriebs- und Servicenetzwerken dominiert wird.

Zudem ist das Rennen um den urbanen E-Lkw kein Spaziergang: Renault Trucks, Volvo, Mercedes-Benz und MAN haben längst eigene Modelle im Feld, die nicht nur auf dem Papier existieren, sondern bereits in der Praxis rollen – mit entsprechender After-Sales-Struktur im Rücken. Da kann ein Start-up wie Volta, trotz Pioniergeist, kaum mithalten.

Und dann ist da noch die chinesische Konkurrenz: Hersteller wie Foton oder Sany Electric scharren mit den Hufen, bereit, den europäischen Markt mit günstigen E-Lkw zu fluten. Für ein kleines, kapitalhungriges Unternehmen wie Volta ist da kaum Platz zum Überleben.

Ein bitteres Ende – und ein Lehrstück

Volta Trucks war kein Blender. Die Idee war gut, das Produkt vielversprechend, der Zeitpunkt prinzipiell richtig. Doch am Ende war es zu wenig – zu spät – und zu optimistisch kalkuliert. Die erneute Insolvenz, sowohl in Großbritannien als auch in Österreich, markiert nicht nur das wahrscheinliche Ende der Marke, sondern ist auch ein Lehrstück über die Risiken von Mobilitätsutopien ohne belastbares Fundament.

Das Werk in Steyr, einst als Wiege der elektrischen Lastwagenzukunft gefeiert, bleibt einstweilen ein Symbol für verpasste Chancen. Und Volta? Wird vielleicht in ein paar Jahren als Fußnote in den Lehrbüchern der E-Mobilitätsgeschichte stehen. Zwischen Vision und Insolvenz liegt eben oft nur ein fehlendes Funding.

14.05.2025

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