Die österreichische Bundesregierung, eine ungewöhnliche Allianz aus ÖVP, SPÖ und NEOS, hat ihr lang erwartetes Regierungsprogramm präsentiert. Mit dabei: einige weitreichende Änderungen für die Kfz-Branche. Doch während sich Unternehmer über eine Erleichterung freuen dürften, dürfte sich mancher Elektroautofahrer verwundert die Augen reiben.
Ein echter Wurf oder nur ein Zuckerl?
Die wohl markanteste Änderung betrifft die Normverbrauchsabgabe (NoVA) für leichte Nutzfahrzeuge der Klasse N1, die ab dem 1. Juli 2025 ersatzlos gestrichen wird. Was zunächst nach einem echten Befreiungsschlag für Gewerbetreibende klingt, wirft dennoch Fragen auf. Ist das eine willkommene Erleichterung für Kleinunternehmer oder bloß ein Zugeständnis an die Wirtschaftskammer? Und welche Folgen hat diese Entscheidung für den Gebrauchtwagenmarkt? Möglicherweise rollt eine Welle aus Alt-Diesel-Transportern über den Markt, die bislang durch die NoVA eher unattraktiv waren.
Steuererleichterung oder Geschenk für Besserverdiener?
Eine weitere große Änderung betrifft die sogenannte Luxustangente. Ab 2027 wird die Grenze für den steuerlichen Abzug von Fahrzeugkosten auf 55.000 Euro angehoben, langfristig könnte sie auf 65.000 Euro steigen. Eine Entscheidung, die gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und steigender Preise auf gespaltene Reaktionen stoßen dürfte. Ist das ein notwendiger Schritt, um Unternehmen den Umstieg auf emissionsarme Fahrzeuge zu erleichtern? Oder doch nur ein weiteres Steuergeschenk für diejenigen, die sich ohnehin schon ein teures Fahrzeug leisten können? Während Handwerker und Gewerbetreibende profitieren, könnte sich der Durchschnittsbürger fragen, warum ausgerechnet Dienstwagen mit dicken Preisschildern entlastet werden.
Der Staat greift zu
Während sich Gewerbetreibende über Steuererleichterungen freuen dürfen, droht Elektroautofahrern eine neue Belastung: Die motorbezogene Versicherungssteuer soll künftig auch für E-Autos gelten. Eine Maßnahme, die auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint, hat die Politik doch jahrelang genau diese Fahrzeuge mit Vergünstigungen gefördert. Ist das die Kehrtwende der Subventionspolitik? Soll damit das Staatsbudget gestärkt oder die Verkehrswende gebremst werden? Besonders pikant: Noch bis vor Kurzem wurden Elektrofahrzeuge als das ökologische Nonplusultra angepriesen – jetzt greift der Staat genau hier in die Tasche.
Schnellere Genehmigungen, aber reicht das?
Ein Lichtblick für die Elektromobilität bleibt dennoch: Die Regierung will Genehmigungsverfahren für Photovoltaikanlagen und Ladestationen beschleunigen. Klingt gut, doch die entscheidende Frage bleibt: Kann das Tempo der Behörden mit dem Bedarf der Nutzer mithalten? Bislang waren genau diese Prozesse ein echter Flaschenhals für den Ausbau der E-Infrastruktur. Auch die Modernisierung des polizeilichen Fuhrparks mit einem Fokus auf Elektromobilität ist ein Schritt in die richtige Richtung – doch ob das allein reicht, um Österreichs Autolandschaft wirklich zu modernisieren, bleibt fraglich.
Mutige Schritte mit fragwürdiger Umsetzung
Das neue Regierungsprogramm sorgt für einige interessante Änderungen, doch bleibt es in vielen Punkten vage und lässt Raum für Diskussionen. Während Unternehmer und Dienstwagenfahrer sich über Entlastungen freuen dürften, bekommen Elektroautobesitzer eine saftige Rechnung serviert. Ein klarer Plan für den gesamten Verkehrssektor fehlt weiterhin – und so bleibt abzuwarten, ob diese Maßnahmen mehr als nur heiße Luft sind.