Die Elektromobilität steht vor einem bedeutenden Fortschritt: Mercedes-Benz hat gemeinsam mit dem Batterieentwickler Factorial Energy eine völlig neue Festkörperbatterietechnologie in ein Fahrzeug integriert. Nach intensiver Forschung und zahlreichen Tests ist nun ein Prototyp mit dieser bahnbrechenden Technologie auf der Straße.
Innovative Zusammenarbeit für die Zukunft der Elektromobilität
Mercedes-Benz hat Ingenieure aus dem Pkw-Bereich und dem Motorsport mit den Zellforschern von Factorial Energy zusammengebracht, um ein Testprogramm für Festkörperbatterien zu entwickeln. Die Tochtergesellschaft Mercedes-AMG High Performance Powertrains (HPP), bekannt für ihre Formel-1-Technologien, arbeitete eng mit dem Mercedes-Benz Kompetenzzentrum für Batteriesysteme zusammen, um eine Batterie zu erschaffen, die sowohl in der Theorie als auch in der Praxis überzeugt.
Das Ergebnis: Der erste von einer Lithium-Metall-Festkörperbatterie angetriebene Pkw hat die Testphase erreicht. Im Dezember 2024 wurde ein EQS-Prototyp mit der neuen Batterie ausgestattet. Nach erfolgreichen Labortests in Stuttgart begann im Februar 2025 die Erprobung auf öffentlichen Straßen. Laut Markus Schäfer, Chief Technology Officer von Mercedes-Benz, stellt die Entwicklung dieser Festkörperbatterie einen entscheidenden Schritt in Richtung nachhaltiger Mobilität dar. Der Hersteller steht in der Technologie großes Potenzial für eine zukünftige Serienproduktion.
Was macht Festkörperbatterien so besonders?
Festkörperbatterien gelten als nächste Generation der Energiespeicher für Elektrofahrzeuge. Im Gegensatz zu herkömmlichen Lithium-Ionen-Batterien verwenden sie einen festen Elektrolyten, was mehrere Vorteile mit sich bringt:
Mit diesen Eigenschaften könnte die neue Technologie die Reichweite von Elektrofahrzeugen erheblich steigern. Der mit einer Festkörperbatterie ausgestattete EQS-Prototyp soll bis zu 25 % mehr Reichweite bieten, was einer Distanz von über 1.000 km pro Ladung entspricht.
Bahnbrechende Technologie mit patentierter Innovation
Neben den Vorteilen in der Energiedichte und Sicherheit bringt die Festkörperbatterie von Mercedes-Benz eine weitere technische Neuerung:
Patentierter schwimmend gelagerter Zellträger. Während des Lade- und Entladevorgangs dehnen sich die Materialien der Batterie aus oder ziehen sich zusammen. Um diese Volumenänderungen zu kompensieren, sind pneumatische Aktuatoren integriert. Diese passen sich dynamisch an die Zellveränderungen an und sorgen so für eine längere Lebensdauer und bessere Leistungsfähigkeit. Zudem setzt Mercedes-Benz auf eine passive Batteriekühlung, um zusätzliche Energieeffizienz zu erreichen, was die Gesamtleistung weiter optimiert.
Motorsport-Technologie für Serienfahrzeuge
Die Entwicklung der Festkörperbatterie wäre ohne das Know-how aus der Formel 1 kaum denkbar gewesen. Mercedes-AMG High Performance Powertrains (HPP), mit Sitz in Brixworth (UK), ist seit Jahrzehnten für die Entwicklung leistungsstarker Rennsport-Antriebssysteme verantwortlich. Neben der Herstellung von Formel-1-Motoren arbeitet HPP daran, diese Hochleistungstechnologien auf Serienfahrzeuge zu übertragen. Projekte wie der Mercedes-AMG ONE und der Mercedes-Benz Vision EQXX sind direkte Ergebnisse dieser Technologie-Transfers.
Pionier der Festkörpertechnologie
Ein entscheidender Partner in diesem Innovationsprozess ist Factorial Energy, ein in den USA ansässiges Unternehmen, das sich auf Festkörperbatterien spezialisiert hat. Factorial hat die firmeneigene FEST®-Technologie (Factorial Electrolyte System Technology) entwickelt, die sichere und leistungsstarke Festkörperbatterien ermöglicht.
Bereits im Sommer 2024 lieferte Factorial erste B-Muster ihrer Lithium-Metall-Festkörperzellen an Mercedes-Benz. Diese Kooperation markierte einen wichtigen Meilenstein: Es war die erste Lieferung von Lithium-Metall-Festkörperbatterien an einen globalen Automobilhersteller. Laut Siyu Huang, CEO von Factorial Energy, zeigt die erfolgreiche Integration dieser Batterien in ein Serienfahrzeug, dass Festkörpertechnologie nicht mehr nur eine Zukunftsvision ist, sondern Realität wird.
Ausblick: Wann kommen Festkörperbatterien in Serie?
In den kommenden Monaten wird Mercedes-Benz weitere intensive Tests durchführen, um die Performance und Langlebigkeit der Festkörperbatterien zu evaluieren. Derzeit gibt es noch keine offizielle Bestätigung für einen Serienstart, doch die erfolgreiche Straßenerprobung ist ein bedeutender Schritt in Richtung Marktreife. Sollte sich die Technologie bewähren, könnte sie in wenigen Jahren in Serienfahrzeugen zum Einsatz kommen – mit revolutionären Auswirkungen auf die Elektromobilität.
Fazit: Die Entwicklung von Festkörperbatterien könnte die Automobilindustrie grundlegend verändern. Dank der Zusammenarbeit zwischen Mercedes-Benz und Factorial Energy wurde ein bedeutender Fortschritt erzielt. Die Tests laufen, und die Chancen stehen gut, dass diese Technologie schon bald in Serienfahrzeugen Einzug hält – mit mehr Reichweite, höherer Sicherheit und optimierter Effizienz.