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E-Mobilität am Limit

Wenn ein Lkw in den rauen Winter des Nordens geschickt wird, dann nicht zum Spaß. Die „European Testing Tour Winter 2025“ war für Mercedes-Benz Trucks mehr als eine Erprobungsfahrt – es war eine Bewährungsprobe für den eActros 600. Und das bei Temperaturen bis minus 18 Grad Celsius. Die Ergebnisse? Aufschlussreich.

6.500 Kilometer durch Schnee, Eis und Frost

Bereits im Sommer 2024 hatte der eActros 600 eine ähnliche Testtour absolviert. Doch diesmal ging es nicht um Sonnenwärme und trockene Straßen, sondern um Schneeverwehungen, glatte Passagen und Temperaturen, die jede Kilowattstunde kostbarer machen. Startpunkt war Wörth am Rhein, von wo aus sich zwei seriennahe Prototypen Richtung Norden bewegten. Die Route führte durch zehn Länder: Deutschland, Dänemark, Schweden, Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien und Österreich.

Mit 40 Tonnen Gesamtzuggewicht rollten die Lkw bis zum Polarkreis und wieder zurück. Tagesdurchschnittsgeschwindigkeiten von 64 bis 77 km/h zeigen, dass es sich um eine realitätsnahe Testfahrt handelte. Kein Schonprogramm, sondern knallharter Alltag für den batteriebetriebenen Fernverkehrs-Lkw.

„Nicht nur uns interessiert es, wie sich der Energieverbrauch des eActros 600 in unterschiedlichen Wintereinsätzen verhält, sondern vor allem auch unsere Kunden und Fahrer. Wir sind sehr zufrieden mit den Erkenntnissen der Tour. Sie zeigen uns, dass der eActros 600 auch im europäischen Winter sehr effizient und komfortabel unterwegs sein kann.“

Christof Weber, Head of Global Testing Mercedes-Benz Trucks

Kälte, Rollwiderstand und Aerodynamik – die Energieverbrauchs-Killer

Einer der spannendsten Erkenntnisse der Tour: Wie stark beeinflussen winterliche Bedingungen den Energieverbrauch eines E-Lkw? Die Antwort ist klar – erheblich.

Ein repräsentativer Streckenabschnitt mit einer Durchschnittstemperatur von -2 Grad Celsius zeigte, dass der Mehrverbrauch gegenüber einer Fahrt im Sommer auf Effizienzklasse-A-Reifen bei etwa 25 % lag. Die Gründe:

  • 5 % entfielen auf die Kabinenheizung, die für angenehme 21 Grad Celsius sorgte.
  • Unter 1 % wurde für die Batterieheizung benötigt – eine erfreulich niedrige Zahl.
  • Rund 4 % waren durch die reduzierte Rekuperationsleistung bedingt, die durch erhöhten Roll- und Luftwiderstand im Winter entsteht.
  • Der größte Faktor mit rund 15 % war der zusätzliche Roll- und Luftwiderstand.

„Grundsätzlich haben Aerodynamik und Rollwiderstand einen erheblichen Einfluss auf den Verbrauch eines Lkw – unabhängig von der Antriebsart. So führt die, bei niedrigeren Temperaturen im Winter höhere Luftdichte stets zu einem gestiegenen Luftwiderstand – und damit zu einem Mehrverbrauch. Auch die für das Fahren im Winter notwendigen Reifen haben einen größeren Rollwiderstand und erhöhen den Verbrauch - je winterlicher die Straßenverhältnisse sind, desto griffiger müssen die Reifen sein und desto höher ist der Verbrauch“

Jochen Gottstein, Manager Testing Energy Consumption & Range bei Daimler Truck

Noch extremer wurde es auf besonders anspruchsvollen Strecken mit Schnee und Eis. Hier stieg der Mehrverbrauch auf bis zu 50 %. Der Hauptgrund? Die für diese Bedingungen ausgelegten skandinavischen Winterreifen der Effizienzklasse D mit massiv erhöhtem Rollwiderstand.

Komfort trotz Kälte – „Hoteling“ mit minimaler Reichweitenreduktion

Eine der größten Sorgen beim batterieelektrischen Lkw: Muss der Fahrer im Winter frieren, um Reichweite zu sparen? Die Antwort nach der Tour ist eindeutig – nein.

Während der ersten fünf Tage legten die Ingenieure fast 3.000 Kilometer zurück und verbrachten Tag und Nacht im Truck. Die Heizung lief tagsüber auf 21 Grad, nachts auf 19 Grad – bei Außentemperaturen zwischen -7 und 4 Grad Celsius. Die Auswirkungen auf die Reichweite? Gerade einmal zwei bis fünf Prozent. Das bedeutet: Selbst bei langen Standzeiten bleibt der eActros 600 effizient. Fahrerinnen und Fahrer müssen also nicht auf Komfort verzichten, wenn sie unterwegs sind.

Skandinavien zeigt, wie es gehen kann

Geladen wurde während der gesamten Tour ausschließlich an öffentlichen Ladestationen – eine bewusste Entscheidung, um die realen Bedingungen im Fernverkehr zu simulieren. Laut den Ingenieuren war die Ladeinfrastruktur in Skandinavien an einigen Orten bereits auf einem sehr hohen Niveau, mit einige hochmoderne Ladeparks, an denen die Trailer nicht abgesattelt werden mussten und die über ausreichend Ladeleistung sowie eine gute Infrastruktur für die Lenkzeitpausen verfügten. Allerdings bleibt das die Ausnahme. Der größte Teil der Ladeinfrastruktur ist nach wie vor nicht optimal für schwere E-Lkw ausgelegt. Die Tour hat klar gezeigt, dass es hier noch viel Nachholbedarf gibt.

Die neue App „Mercedes-Benz Trucks Remote 3.0“

Ein weiteres Highlight der Tour war die erstmals eingesetzte App „Mercedes-Benz Trucks Remote 3.0“. Diese ermöglicht es Fahrern, den Ladezustand und andere wichtige Fahrzeugdaten in Echtzeit zu überwachen. Besonders auf langen Strecken und bei niedrigen Temperaturen ist das ein echter Vorteil, um stets den Überblick über die Batteriereserven zu behalten.

eActros 600 – Die neue Ära des Langstrecken-Lkw

Mit dem eActros 600 bringt Mercedes-Benz Trucks einen echten Meilenstein auf die Straße. Drei Batteriepakete mit je 207 kWh sorgen für eine Gesamtkapazität von 621 kWh. Dank Lithium-Eisenphosphat-Zelltechnologie (LFP) bieten sie eine hohe Lebensdauer und eine nutzbare Kapazität von über 95 %. Mercedes-Benz Trucks hat den eActros 600 für eine Laufleistung von bis zu 1,2 Millionen Kilometern in zehn Jahren ausgelegt – und das mit einem Batteriezustand von über 80 % am Ende dieser Zeit. Technisch auf ein Gesamtzuggewicht von bis zu 44 Tonnen ausgelegt, kann er mit einem Standardauflieger bis zu 22 Tonnen Nutzlast transportieren. Die aerodynamische Form des Trucks ist dabei nicht nur ein Designmerkmal, sondern auch ein Effizienzfaktor. Ende November 2024 startete die Serienproduktion in Wörth, im Dezember erfolgten die ersten Auslieferungen. Die Branche zeigte sich beeindruckt – der eActros 600 wurde zum „International Truck of the Year 2025“ gekürt.

Fazit: Bewährungsprobe bestanden, aber Herausforderungen bleiben

Die „European Testing Tour Winter 2025“ hat bewiesen, dass der eActros 600 auch unter harten Winterbedingungen zuverlässig unterwegs ist. Der höhere Energieverbrauch im Vergleich zum Sommer ist zwar signifikant, aber durch gute Planung und effiziente Technologien beherrschbar.

Besonders positiv: Die Reichweitenreduktion durch Heizung und „Hoteling“ fällt geringer aus als befürchtet. Auch in Sachen Ladeinfrastruktur gibt es Lichtblicke – insbesondere in Skandinavien. Doch insgesamt bleibt der Ausbau der öffentlichen Lkw-Ladeinfrastruktur eine der größten Herausforderungen für die Zukunft des E-Fernverkehrs. Mercedes-Benz Trucks hat mit dieser Tour wertvolle Erkenntnisse gesammelt – und eindrucksvoll bewiesen, dass der eActros 600 bereit ist für den Alltag. Winter hin oder her.

25.02.2025
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