Die Transportbranche steht vor einer enormen Herausforderung: Der Fachkräftemangel bei Lkw-Fahrer spitzt sich weiter zu. Um diesem entgegenzuwirken, begrüßt Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), den Vorschlag von Finanzminister Magnus Brunner und Wirtschaftsminister Martin Kocher zur Einführung einer pauschalen Steuerregelung. Diese sieht eine 20-prozentige Pauschalsteuer auf den Zuverdienst in der Pension sowie auf Überstundenzuschläge vor.
„Der Lenkermangel, unter dem die gesamte Verkehrsbranche bereits jetzt leidet, wird sich in den 2030er Jahren nochmal zuspitzen. Denn wir wissen, dass uns in den nächsten zehn bis zwölf Jahren bis zu 25 Prozent unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlassen werden - während nur fünf bis sechs Prozent nachkommen. Eine Leistungs-Flattax, wie sie WKÖ-Präsident Mahrer fordert, könnte hier einen wichtigen Beitrag gegen Personalengpässe leisten. “
Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Österreich
Attraktive Arbeitsbedingungen auch für Pensionierte
Klacska hebt hervor, dass moderne Lkw inzwischen mit topmoderner Technik ausgestattet seien und somit auch für ältere Menschen attraktive Arbeitsplätze bieten. Die Hoffnung wäre es, in Zukunft einige Pensionisten gewinnen zu können, die nebenbei einige Wochenstunden arbeiten und sich so ihre Pension aufbessern wollen. Ohne dass ihnen der Staat abermals das Weisse aus den Augen nimmt. Ein flexibler Zuverdienst im Ruhestand könnte nicht nur die finanzielle Situation vieler ehemaliger Fahrer verbessern, sondern auch die Lücken im Fahrpersonal zumindest teilweise schließen.
Früher Einstieg ins Berufsleben als Schlüssel
Doch Anreize für Mehrarbeit allein reichen nicht aus, um den steigenden Bedarf an qualifizierten Fahrer langfristig zu decken. Eine zentrale Maßnahme, die Klacska fordert, ist die Senkung des Mindestalters für den Einstieg in die Berufswelt von Lkw- und Buslenkern sowie Triebfahrzeugführern. Laut dem Obmann müsse man junge Menschen so früh wie möglich erreichen und ihnen den Beruf als attraktive Wahl präsentieren, wenn sie sich für ihre Zukunft entscheiden.
Die Transportbranche leidet unter einem Imageproblem, das es dringend zu überwinden gilt. In Zeiten von Digitalisierung und neuen Mobilitätskonzepten sei es notwendig, die Vielfalt und Karrieremöglichkeiten innerhalb des Sektors gezielt zu kommunizieren, um junge Menschen anzusprechen.
Fachkräfte aus dem Ausland als Teil der Lösung
Ein weiterer wichtiger Punkt, den die Bundessparte Transport und Verkehr in den Fokus rückt, ist die verstärkte Rekrutierung von Fachkräften aus Drittstaaten. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, fordert die Branche, den Beruf des Lkw-Lenkers auf die Mangelberufsliste zu setzen. Für den Beruf des Busfahrers sei dies bereits erfolgt, sodass Bewerber aus Drittstaaten unter erleichterten Bedingungen in Österreich arbeiten können.
Experten sind sich einig, dass nur ein Mix aus verschiedenen Maßnahmen langfristig zur Lösung des Problems beitragen kann. Die Kombination aus attraktiveren steuerlichen Rahmenbedingungen für Pensionierte, frühem Einstieg in den Beruf und einer gezielten Fachkräfteeinwanderung könnte dazu beitragen, die Transportbranche zukunftssicher aufzustellen.
Fazit: Eine umfassende Strategie ist gefragt
Die Transportwirtschaft braucht dringend eine umfassende Strategie, um den drohenden Fahrermangel zu bewältigen. Steuerliche Erleichterungen für Pensionisten könnten kurzfristig helfen, die dringend benötigten Fachkräfte aus dem Ausland sind mittelfristig notwendig, und langfristig führt kein Weg daran vorbei, junge Menschen frühzeitig für den Beruf des Lkw-Fahrers zu begeistern.
Die Branche wird weiterhin eng mit der Politik zusammenarbeiten müssen, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln und die Versorgungssicherheit im Transportwesen zu gewährleisten.