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Der MAN TGX 18.560 im Test

Lange war der Konzernmotor bei Traton angekündigt. Jetzt ist es soweit und wir können ertsmals einen MAN TGX 18.560 mit neuem D30 Motor auf unserer Heimstrecke begrüßen. Der Namenszusatz Power- Lion ist dabei Programm. 

Selten waren die Erwartungen und damit die Anspannung vor einem 1TRUCKTEST höher. Einerseits ist der aktuell füh­rende Spritsparmeister ein MAN TGX 18.520 angetrieben vom „klassischen“ D26 Motor aus hauseigener Produktion. Andererseits sind die Wogen im Traton Konzerngefüge zwischen Deutschland und Schweden in den vergangenen Jah­ren immer wieder hochgegangen. Stra­tegische Ziele und höchste technische Ingenieurskompetenz auf beiden Seiten will mit starker Hand auf gemeinsame Schiene gebracht werden. Nun ist es also vollbracht. 

Der D30 im Detail 

Herzstück des PowerLion ist also der für MAN vollkommen neue Antriebsstrang bestehend aus D30 Reihensechszylinder Diesel und TipMatic 14.33 Getriebe. Aus nunmehr 12,7 Litern Hubraum schöpft er in der hier vorgeführten Variante mächtige 412 kW / 56 0 PS und wuchtet bereits ab 900 U/min 2.800 Nm auf die Kurbelwelle. Neu für MAN hört die Common Rail Einspritzung nun auf das Kürzel XPI, liefert einen Einspritzdruck von 1.800 bar und zerstäubt den wertvollen Kraftstoff allerfeinst über 10-Loch Düsen. Dazu kommen eine nochmals höhere Verdichtung von 23:1 und der hohe Zünddruck von 250 bar. Großer Aufwand auch an der Periphe­rie: Der zweistufige Abgasturbolader atmet mit Ladeluftzwischenkühlung und Ladeluftkühlung fast schon wie ein Apnoetaucher. Die ungekühlte Abgas­rückführung kommt nur n Schubphasen, im Leerlauf oder bei Niedriglast zum Einsatz. Die Abgasnachbehandlung wiederum erfolgt doppelt über zwei seriell angeordnete SCR-Katalysatoren, die jeweils eine eigene AdBlue-Einsprit­zung haben. Das Ergebnis all dieser Anstrengungen ist ein motorischer Wirkungsgrad von über 50 %. 

Mit Overdrive unterwegs 

Spannend ist auch die neue Auslegung des Konzerngetriebes, das hier unter Tip­Matic 14.33 firmiert. Zwei Crawler Gänge treffen auf einen 13. Direktgang und den Overdrive mit 0,78er Übersetzung im 14. Gang sowie vier Rückwärtsgänge. Im realen Fahrbetrieb ist der MAN auf unserer relativ anspruchsvollen Strecke meist im 13. Direktgang unterwegs. Dies bedeutet 1.030 Umdrehungen bei 85 km/h Marschgeschwindigkeit. Die längs­ten Overdrive Phasen erleben wir auf dem Rückweg auf der A1, wenn er mit 900 U/min bei 85 km/h dahinschnurrt. Ein Zeichen der Zeit ist, dass MAN völlig auf die Ganganzeige verzichtet. Daher können wir bei der Bergwertung am Semmering erstmals lediglich 65 km/h und 1.500 U/min notieren. Der Fahrer soll sich ja im Idealfall auf die Genialität und hellseherischen Fähigkeiten seines Fahrzeuges verlassen, statt hier als Störfaktor dem Antriebsstrang „hinein­zupfuschen“. 

Die große Show 

Bereits Anfang 2023 beim TGX 18.520 hat EfficientCrusie von MAN ein sehr hohes Level erreicht, das jetzt, nur 1,5 Jahre später, zur Perfektion gereift ist. Besonders hervorzuheben ist die Präzision mit der PredictiveDrive nun arbeitet. Der vorausschauende Tem­pomat erkennt als bislang einziger die zwei Schlüsselstellen in Tunnels, an denen alle anderen gescheitert sind. Das größte Potenzial hat dabei der Tanzenbergtunnel auf der S6, bei dem der MAN noch weit in der Röhre Gas wegnimmt und auf das harte Gefälle hinunter Richtung Bruck an der Mur bzw. Abfahrt S35 Richtung Graz sehr elegant zurollt. Detailverliebt? Ja! Allerdings bewegen wir uns hier auch auf einem Level, das Hersteller zu genau diesen Verbesserungen im zehntel Prozentbe­reich zwingt, um den Verbrauch noch weiter nach unten zu drücken. 

Richtig faszinierend ist das Zusammen­spiel aller Trümpfe, die der GPS-ge­steuerte Tempomat im Talon hat, dann im letzten Abschnitt auf dem 164 km langen Weg Richtung Osten nach Wien. Diese permanente Feinabstimmung aller Funktionen des MAN TGX mit EfficientRoll, dynamischem Segeln, variabler Höchstgeschwindigkeit und niedrigen Overdrive-Drehzahlen lässt gerade hier den Verbrauch auf unglaub­liche 18,39 Liter Diesel im Durchschnitt purzeln. Lediglich der starke Verkehr auf den letzten Kilometern ab St. Pölten und vor allem die Baustelle vor und in dem allerletzten Anstieg zur Raststation Steinhäusl haben an dieser Stelle ein noch besseres Verbrauchsergebnis verhindert. 

Besonders erfreulich ist bei all der Dieselknauserei, dass der Fahrspaß mit dieser 560 PS Rakete jedenfalls nicht zu kurz kommt! Der recht kernige Motorsound passt zum Namen PowerLion. Etwas mehr Sound ist wirk­lich herzerwärmend und doch ungewöhnlich beim allgemeinen „Motorverste­cken“, das gerade bei allen Herstellern betrieben wird. Dazu kommen seine hohe Gesamtdurchschnittsge­schwindigkeit von mehr als 83 km/h und 65 km/h an der langsamsten Stelle am Semmering – beide Werte auf V8 Niveau! 

Die Siegesfahrt im Vergleich 

Ein Blick in unser 1TRUCK­TEST Archiv verrät uns noch die wichtigsten Details im Vergleich zu dem bisher Führenden in unserer ewigen Bestenliste der 1TRUCK­TEST Probanden. Mit 22,18 Litern Diesel im Schnitt führte bislang der MAN TGX 18.520 mit D26 Motor. Der TGX 18.560 mit Traton Antriebsstrang unterbietet ihn gleich um 1,17 Liter und kratzt mit seinem sensati­onellen Testergebnis von 21,01 Litern am 20er – der ganz großen Schallmauer, die wir irgendwann auch auf dieser härtesten Teststrecke mit einem 40 Tonner durch­brechen werden. 

Einziger Kritikpunkt ist der, vor allem im Vergleich zum D26, höhere AdBlue Ver­brauch, der mit 2,43 Litern um 0,57 Liter darüber liegt. Dies könnte auf die doppel­te SCR-Nachbehandlung zurückzuführen sein.

17.12.2024

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