Der Zentralverband Spedition & Logistikin Österreich hat erneut einen eindringlichen Appell an die politischen Entscheidungsträger gerichtet, um den Standort Österreich endlich ins Wasserstoffzeitalter zu führen. Während Nachbarländer wie Deutschland bereits weit fortgeschritten sind und mit der Umsetzung eines bundesweiten H2-Netzes begonnen haben, beschränken sich die Fortschritte in Österreich bislang auf Lippenbekenntnisse.
„Die nächste Bundesregierung muss, will sie sich den Klimazielen annähern, endlich das Thema Wasserstoff-Infrastruktur angehen. Brennstoffzellenantriebe haben für den Schwerverkehr auf der Langstrecke viel Potenzial. Kurze Tankzeiten, wenig Gewicht und lange Reichweiten bieten gute Voraussetzungen. Als ersten wichtigen Schritt bedarf es, vergleichbar mit dem Stromnetz, eines Wasserstoffkernnetzes, um darauf eine Basisladeinfrastruktur aufzubauen“
Alexander Friesz, Präsident Zentralverband Spedition & Logistik
Viel heiße Luft, wenig Tatendrang
Trotz vollmundiger Ankündigungen des damaligen ÖVP-Bundeskanzlers im Jahr 2019, Österreich zu einem führenden Standort für grüne Wasserstofftechnologien zu machen, hat sich wenig getan. Im Gegensatz dazu hat Deutschland bereits 2023 mit der Planung eines umfassenden Wasserstoff-Kernnetzes begonnen. Dieses soll bis 2032 fertiggestellt sein und umfasst knapp 10.000 Leitungskilometer, wovon 60 % bestehende Gasleitungen sind. Die voraussichtliche Investitionssumme beläuft sich auf etwa 20 Milliarden Euro, und die Finanzierung ist gesichert. Anträge der Leitungsbetreiber an die Bundesnetzagentur werden derzeit geprüft, und die ersten Leitungen sollen 2025 in Betrieb genommen werden. Dies ermöglicht es Nutzfahrzeugherstellern wie Daimler Truck, H2-LKWs im täglichen Logistikeinsatz zu testen.
Österreichische Logistikwirtschaft bereit zur Dekarbonisierung
Auch in Österreich zeigen Technologieentwickler, Leitungs- und Speicheranbieter, Logistikunternehmen sowie die wasserstoffproduzierende Industrie und Energiewirtschaft großes Interesse an Wasserstoff als Alternative zu fossilen Energien. 2022 präsentierten das Verkehrsministerium und das Wirtschaftsministerium eine österreichische Wasserstoffstrategie, die zur Klimaneutralität 2040 beitragen soll. Seitdem hat sich jedoch wenig bewegt. Weder der Aufbau einer Infrastruktur für den Transport von Wasserstoff noch die geplante Zusammenarbeit mit potenziellen Handelspartnern wurden ausreichend vorangetrieben.
„Noch immer gibt es nur fünf Wasserstofftankstellen in ganz Österreich, und die Produktion und Verfügbarkeit stagnieren. Ein Kernnetz wie in Deutschland muss dringend umgesetzt werden. Die Erarbeitung einer integrierten Strategie, einschließlich Technologieförderung, Bau und Finanzierung der Pipeline- und Tankinfrastruktur, intelligente Fördersysteme und ein Konzept für die Versorgung der Industrie und aller Verkehrsträger mit Alternativenergien, sind zentrale Aufgaben der nächsten Bundesregierung bei der Dekarbonisierung des Güterverkehrs.“
Alexander Friesz, Präsident Zentralverband Spedition & Logistik
Technologische Vielfalt als Schlüssel zur Klimaneutralität
Neben dem Elektromotor, der im Schwerverkehr auf Langstrecken noch viele Nachteile aufweist, sollten auch sofort einsetzbare und CO2-reduzierende Technologien wie HVO und e-Fuels gefördert werden. Im Schwerverkehr und auf langen Streckentransporten wird es in absehbarer Zeit einen Mix aus verschiedenen Technologien geben. Logistikunternehmen müssen die für sie beste Lösung wählen können. Die Politik muss dies durch passende Rahmenbedingungen und die Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur unterstützen, fordert Friesz.
Die Forderung nach einem Wasserstoffkernnetz ist klar: Es bedarf einer konzertierten Anstrengung und eines entschlossenen politischen Willens, um Österreichs Logistiksektor zukunftsfähig zu machen und einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele zu leisten. Während Deutschland bereits die Weichen gestellt hat, bleibt Österreich in der Pflicht, den Anschluss nicht zu verpassen.
Mit einem starken Wasserstoffnetz könnte Österreich nicht nur seine Klimaziele erreichen, sondern auch seine Position als wichtiger Logistikstandort in Europa sichern. Die Zeit drängt, und die nächste Bundesregierung wird entscheiden, ob Österreich im Rennen um die Wasserstoffwirtschaft die Führung übernehmen kann oder weiter hinterherfährt.