Der DAF XG+ im Test

Mit Lichtgeschwindigkeit hat sich die neue DAF-Fahrzeuggeneration im europäischen Straßenbild etabliert. Jetzt hatten wir auch endlich die Gelegenheit das Raumschiff DAF XG+ auf unserer 1TRUCKTEST Strecke zu fahren. Der DAF-Politik geschuldet, mussten wir lange auf diesen 1TRUCKTEST warten. Aber ganz ehrlich, wir würden in diesen herausfordernden Zeiten auch jeden Lkw an Kunden ausliefern, der vom Band rollt, um diese gigantische Nachfrage nach dem ultimativen Luxusliner auf Rädern befriedigen zu können. Jetzt ist es also endlich so weit. Der neue DAF XG+ steht an unserem klassischen Startpunkt an der Raststation Steinhäusl am Schnittpunkt A1 x A21 majestätisch breit für die echte Bewährungsprobe auf Österreichs anspruchsvollen Autobahnen. 

Absoluter Fahrertraum

Der DAF XG+ hat natürlich nichts von seiner Faszination der ersten Sekunde verloren. Alleine das Volumen des XG+ Fahrerhauses beeindruckt. Stromlinienförmig, lang und hoch ruht er auf seinem mit vier Metern Radstand ebenfalls großzügigen Fundament. Auch wenn Fotos normalerweise mehr als tausend Worte sagen, so beschreiben die Interieurbilder dieser Geschichte nur ansatzweise die Raumverhältnisse im Inneren des XG+. Die Tanzfläche zwischen den Sitzen muss man einfach selbst erlebt haben. Der drehbare Beifahrersitz, das breite Bett und großzügige Ablagefächer runden das Wohlfühlambiente gekonnt ab. Im Ruhezustand ist der DAF XG+ derzeit einfach die absolute Benchmark.

Kompaktes Cockpit

Bei all der Großzügigkeit fühlt sich der Fahrerarbeitsplatz doch sehr vertraut an. Deutlich moderner als noch in unserem letzten Test-XF werden hier die Informationen auf zwei großen Displays präzise und nach Priorität für den Fahrer ausgespielt. Auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig ist das digitale Display mit gegenläufigem Drehzahlmesser. Ebenfalls schnell gelernt ist die Fahrzeugbedienung über zwei Lenkstockhebel und die zwei Bedienfelder am Lenkrad. Der linke Daumen trifft die Fahrtentscheidungen, der rechte Daumen ist für das Menü und die Entertainmentfunktionen zuständig. Viel mehr benötigt es im neuen DAF dann schon nicht mehr, um effizient und entspannt voranzukommen. Wesentlich zur Entspannung trägt die Übersicht bei, die dieses gigantische Fahrerhaus bietet. Die große Windschutzscheibe wird von drei Bildschirmen ergänzt. Das Bild der beiden klassischen Spiegelersatzkameras ist ausgewogen abgestimmt und selbst bei schlechten Lichtverhältnissen noch wirklich gut. Hat man sich erst an die Ultraweitwinkel-Optik des DAF Corner View gewöhnt, dann freut man sich den auf dem Kopf stehende Fahrradfahrer rechtzeitig entdeckt zu haben.

Schwierige Bedingungen

Selten waren wir bei einem 1TRUCK- TEST glücklicher über ein perfektes Fahrerhaus. Gleich zum Testauftakt begleitet uns ein Gewitter, bei Kilometer 3 bereits der erste Unfall, reichlich Wind und immer wieder Regen wechseln sich erst gegen Testende auf der Alpennordseite mit Sonne ab. Die Voraussetzungen waren also insgesamt nicht ideal, um ein perfekt vergleichbares Verbrauchsergebnis herausfahren zu können. Nach kurzer Beratschlagung mit dem niederländischen Copiloten wurde dennoch entschieden, die Runde zu fahren und auch vollumfänglich zu werten. Das Vertrauen der DAF-Jungs in die Leistungsfähigkeit ihrer Fahrzeuge ist damit ein für allemal einzementiert. Umso höher einzuschätzen ist der erzielte Durchschnittsverbrauch von 22,73 Litern. Noch dazu bei der getesteten Gesamtkonfiguration.

Flachland Abstimmung

DAF lehnt sich bei unserem Test weit aus dem Fenster und schickt einen D13 mit 480 PS, 2.500 Nm Drehmoment und langer 2,38 Hinterachse ins Rennen. Die Erwartungen an einen neuen Verbrauchsrekord haben sich bei der gigantischen Stirnfläche des XG+ Fahrerhauses, trotz Ausnutzung aller neuen Regularien zur Verbesserung der Aerodynamik, in Grenzen gehalten. In Kombination mit der für unsere Topografie absolut nicht idealen Gesamtabstimmung ist das finale Ergebnis mit lediglich 22,73 Litern Diesel dann doch eine Sensation. In der ewigen Bestenliste erreicht DAF damit den ausgezeichneten vierten Platz. Den absolut niedrigsten Wert erzielen die Niederländer hingegen mit 0,84 Litern AdBlue Verbrauch. Annähernd heran kommt nur der DAF XF 480 mit 0,95 Litern, den wir 2018 getestet haben. Der hatte damals übrigens einen Durchschnittsverbrauch von 24,97 Litern Diesel auf identer Strecke. Dies entspricht einer Verbrauchsreduktion von ziemlich genau 9 Prozent! Jetzt wäre nur noch spannend zu wissen, was der neue XF mit perfekter Abstimmung abliefern würde – wir werden in Eindhoven nach dem entsprechenden Testfahrzeug fragen.

Etappe	km	Verbrauch	km/h	Temperatur	Wetter	Wind	Verkehr
Etappe 1: Raststation Steinhäusl (A1)- Knoten Vösendorf (A21)	40	27,38	77,44*	20 °C
Etappe 2: Knoten Vösendorf– Knoten Seebenstein (S6)	52	25,69	83,13	21 °C
Etappe 3: Knoten Seebenstein– Knoten St. Michael (A9)	104	29,69	81,18	22 °C
Etappe 4: Knoten St. Michael– Knoten Voralpenkreuz (A1)	132	19,64	80,34	28 °C
Etappe 5: Knoten Voralpenkreuz– Raststation Steinhäusl (A1)	164	19,07	83,21	27 °C
Gesamt:	492	22,73	81,49
Bergwertung: Knoten Steinhäusl– Abfahrt Semmering	24	63,71	74,04	18 °C

*Bei km 3 Stau durch einen Unfall auf der A21