Nur ein Jahr ist seit unserem letzten Test mit dem frisch gelifteten Volvo FH ins Land gezogen. Schon damals konnte der 460er mit außergewöhnlicher Dynamik dank Turbo Compound Technologie punkten, die ja zusätzlichen Schub aus der Abgasenergie generiert und diesen direkt an die Kurbelwelle abgibt.
Back to the roots
Heute ist also der Volvo FH 460 I-Save Turbocompound „reloaded“ an der Reihe. Die auffälligste Neuerung sind leichtere Kolben mit Wellenmuster, die eine noch bessere Füllung der Brennkammern mit Kraftstoff ermöglichen und damit den Wirkungsgrad nochmals steigern. Dazu gibt es perfekt angepasste Einspritzdüsen, Verdichtung und eine neue Nockenwelle. So richtig auffallen wird dies aber niemandem. Neu an Bord ist I-Torque, die intelligente Steuerung des Drehmoments, die auf die Daten von I-See zurückgreift und vollkommen unmerklich für den Fahrer immer die exakt benötigte Leistung zur Verfügung stellt. Und das gleich mehrmals in jedem Anstieg.
Ab Standgas Vollgas
Das maximale Drehmoment ist schon ab 900 Umdrehungen abrufbar. Die extralange Übersetzung an der Hinterachse von i= 2,31 bringt bei 85 km/h Marschgeschwindigkeit extrem niedrige 1.080 U/min. Die zu erwartende Schaltorgie bleibt aber aus. Selbst bis 75 km/h und damit unter 950 U/min beißt sich der FH im 12. Gang durch. Erst bei dieser maximalen Belastung macht sich das Triebwerk überhaupt erst bemerkbar. Leises Stampfen, wie man es von großvolumigen Schiffsmotoren kennt, erfreut Ganglien und Magengrube gleichermaßen. Bestes Beispiel hierfür auf unserer Runde ist gleich der erste lange und kerzengerade Anstieg auf der S6 von der Raststation Natschbach hinauf Richtung Semmering. Bleiben wir gleich auf diesem Streckenabschnitt, da er auch den steilsten Abschnitt inkludiert. Bis zum allerletzten Anstieg zieht der FH mit seinen 460 PS konsequent nach oben. Erst nach der langen Brücke über Schottwien hinauf zur Autobahnabfahrt Maria Schutz merkt man die 40 Tonnen. Mit 49 km/h im 9. Gang rollen wir über den härtesten Gipfel der fast 500 Kilometer langen Strecke. Fast schon nebenbei wurde auch die Leistung der Dauerbremse VEB+ von 380 auf satte 435 kW erhöht. Damit ist selbst auf unserer Runde kein Retarder von Nöten.
Insgesamt vermittelt die jüngste Ausprägung des Volvo FH 460 mit Turbo Compound das Gefühl in einem weitaus stärkeren Lkw zu sitzen. Er hat jedenfalls das Potenzial für ein Umdenken zu sorgen und die Leistungsspirale vom aktuellen „Standard“ rund um die 500 PS wieder etwas Richtung 450 PS verschieben.
Bewährtes verfeinert
Der Fahrer muss jedenfalls auf nichts verzichten. Das FH-Cockpit ist dank digitaler Armaturen und HD-Display in der Mitte auf den Stand der Technik gebracht. Die bereits mehrfach gelobte Lenkung, die ja exakt an die Vorlieben des Fahrers, was Direktheit und Rückmeldung betrifft, angepasst werden kann, überzeugt immer noch durch ihre stoische Ruhe. Gerade bei diesem Test mit zahlreichen Baustellen weiß man diese Präzision sehr zu schätzen. Zu diesem Test ist Volvo noch mit den filigranen, aber echten Spiegeln ausgerückt. Weiteres Sparpotenzial winkt hier! Das Geräuschniveau während der Fahrt ist ausgezeichnet, der Komfort der Volvo Matratze sensationell. In dieser Konfiguration mit einem Bett bieten die Staukästen an der Rückwand auch noch das extra Plus für die lange Reise.
Dynamisches Upgrade
Auch die Software wurde nochmals feiner abgestimmt, um die Kommunikation zwischen Motor und Getriebe zu verbessern und um die Effizienz auf der Piste zu steigern. Die Renaissance der Pulse & Glide Funktion, mit kurzen Gasstößen wird auf 88 km/h beschleunigt, um dann bis 83 km/h zu rollen, kommt auf unserer Strecke eher selten zum Einsatz. Das aktive Volvo Fahrerlebnis ist jedenfalls wieder stärker zu spüren. In Anstiege wird meist aktiv hinein beschleunigt, um möglichst lange im höchsten Gang zu fahren. Die Schaltzeiten des I-Shift Getriebes wurden nochmals um 30% verkürzt. Selbst in den härtesten Anstiegen verlieren wir gerade einmal 1 km/h während der Zugkraftunterbrechung beim Herunterschalten. Diese Fahrdynamik lässt sich auch in unserer Verbrauchs- und Geschwindigkeitstabelle ablesen. Ganze zwei km/h ist der neue 460er im Durchschnitt diesmal schneller. Und schon wieder ein Argument dem 460er künftig den Vorzug zu geben.
Fazit
Aller guten Dinge sind bekanntlich Drei. Auch der Spritverbrauch spricht eine deutliche Sprache. Insgesamt bringen die Detailverbesserungen nochmals eine Verbrauchsersparnis von 0,35 Litern Diesel im Durchschnitt. Damit schlägt der neue FH nicht nur sein eigenes Ergebnis, sondern stellt mit 22,54 Liter Diesel im Schnitt einen neuen Verbrauchsrekord auf unserer 1TRUCKTEST Strecke auf! Wenn das nicht endgültig überzeugt.
Etappe | km | Verbrauch | km/h | Temperatur | Wetter | Wind | Verkehr |
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Etappe 1: Raststation Steinhäusl (A1) – Knoten Vösendorf (A21) | 40 | 26,50 | 82,29 | 17 °C | |||
Etappe 2: Knoten Vösendorf – Knoten Seebenstein (S6) | 52 | 23,65 | 83,57 | 21 °C | |||
Etappe 3: Knoten Seebenstein – Knoten St. Michael (A9) | 104 | 27,50 | 82,21 | 20 °C | |||
Etappe 4: Knoten St. Michael – Knoten Voralpenkreuz (A1) | 122 | 19,93 | 82,31 | 24 °C | |||
Etappe 5: Knoten Voralpenkreuz – Raststation Steinhäusl (A1) | 164 | 19,02 | 84,74 | 26 °C | |||
Gesamt: | 492 | 22,54 | 83,53 | ||||
Bergwertung: Knoten Steinhäusl – Abfahrt Semmering | 24 | 58,33 | 75,86 | 16° C |
Bauart | 4x2 Sattelzugmaschine |
Radstand | 3.700 mm |
Fahrerhaus | Globetrotter Sleeper Cab, luftgefedert |
Assistenzsysteme | Volvo I-See mit Stop & Go Funktion, Extended I-Roll, SCAS |
Antriebsstrang | D13K460A Turbo-TC, Reihensechszylinder Common Rail-Dieselmotor, Turbo Compound, 12.800 cm³, 338 kW / 460 PS bei 1.240 U/min, 2.600 Nm von 900 – 1.300 U/min |
Getriebe | I-Shift AT2612 mit I-Torque |
Dauerbremse | VEB+, 435 kW bei 2.300 U/min |
Betriebsbremse | EBS Medium, elektronisches Bremssystem, Brake Blending, Auto Wheel Brake, Scheibenbremsen rundum inkl. ABS und ASR |
Achsübersetzung | i = 2,31 |
Reifen | vo. 385/55 R 22,5, Continental EfficientPro S hi. 315/70 R 22,5, Continental EfficientPro D |
Eigengewicht | 7.309 kg mit gefüllten Tanks |