Wiegel Bulk Solutions arbeitet in seiner Werkstatt in Moerdijk seit Jahren täglich an einer der rund 1.000 Zugmaschinen des international tätigen Unternehmens Schenk Transport.
Je nach Fahrzeugtyp variieren die Arbeiten von Wartung und Überholung bis hin zu Umrüstung und Neubau. Um in der Werkstatt auch an den vielen LNG-Fahrzeugen von Schenk arbeiten zu können, hat Wiegel im vergangenen Jahr die Werkstatt mit speziellen Einrichtungen nach Richtlinie PGS 26 ausgestattet. So wurde beispielsweise die Elektroinstallation angepasst und eine neue Alarmanlage mit Überwachungssystem installiert. Seit Juni dieses Jahres arbeiten beide Unternehmen gemeinsam an einem innovativen Pilotprojekt zur unterstützenden Beheizung von Bitumenanhängern.
Nachhaltigkeit steht in der Transportwelt ganz oben auf der Agenda, denn viele ISO-Container, die für den Flüssigkeitstransport verwendet werden, werden noch immer mit sogenannten „Reefer“-Systemen und/oder Stromaggregaten beheizt und/oder gekühlt und im Lebensmittelmarkt fahren noch unzählige Sattelschlepper mit dieselbetriebenen Stromquellen zur Kühlung ihrer Ware. Hier kommen oft sogar zwei Dieselmotoren zum Einsatz, um von A nach B zu fahren. Dies kommt der Nachhaltigkeit sicherlich nicht zugute.
Weil Nachhaltigkeit bei Schenk Transport großgeschrieben wird, hat das Logistikunternehmen Wiegel Bulk Solutions gebeten, eine nachhaltige, aber vor allem „vandalismusbeständige“ Alternative für die unterstützende Beheizung ihrer Bitumenanhänger zu entwickeln. Joris Adelaar, Geschäftsführer bei Wiegel Bulk Solutions: „Nach intensiver Suche erwies sich ein leicht überdimensioniertes 30 kVa Stromaggregat als die Lösung, um auch während der Fahrt Strom zu liefern. Eine Lösung, mit der sich nicht nur beim CO2-Ausstoß, sondern auch beim Gewicht deutliche Einsparungen erzielen lassen.“
Das Pilotprojekt läuft mittlerweile seit Juni 2021. Adelaar: „Wir haben uns bewusst für die Zusammenarbeit mit einem Kunden wie Schenk entschieden, der bereit war, unsere Innovation einzusetzen und gründlich in der Praxis zu testen. Wenn dieser Feldtest erfolgreich ist, werden nicht nur Fahrzeuge bei Schenk damit ausgerüstet, sondern dann könnte dies auch eine innovative Lösung für das Erhitzen von Produkten wie Ölen, Additiven und Molkerei- oder Zwischenprodukten in der Lebensmittelindustrie sein.“ René van Rijn, Technischer Fuhrparkleiter bei Schenk Transport, fährt fort: „Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend. Das System ist stabil und wir müssen uns nicht mehr wie bisher mit ungewollten Ausfallzeiten herumschlagen.“ Dies wurde unter anderem durch den Einsatz einer hydraulischen Load-Sensing-Pumpe erreicht, die sich immer mit dem Motor dreht. Die mit einem Bypass ausgestattete Pumpe kommuniziert mit der Steuerelektronik des Generators. Durch dieses einzigartige Zusammenspiel ist die Stabilität des Systems jederzeit gewährleistet und der CO2-Ausstoß geringer. Da der Generator aus Aluminium und die übrigen Komponenten aus hochwertigem Kunststoff oder rostfreiem Stahl (IP 67) gefertigt sind, wird zudem eine erhebliche Gewichtseinsparung erreicht.
Schenk Transport, ursprünglich ein niederländisches Familienunternehmen, ist auf den Transport von flüssigen und gasförmigen ADR-Stoffen und Produkten in der (Tier-)Futterindustrie in Europa spezialisiert. Dieses Unternehmen, das seine Wurzeln im Sand- und Kieshandel hat, landete in den 1970er Jahren beim Thema 'Heizölprodukte'. Das war der Beginn der ersten Kontakte mit Ölkonzernen. Vor etwa 10 Jahren waren sie die ersten, die in enger Zusammenarbeit mit Shell damit begonnen haben „truck to ship“-Transfers durchzuführen, um die ersten Binnenschiffe zu beliefern, die mit LNG fuhren. Van Rijn erzählt: „Neben dem eigentlichen Transport übernehmen wir als erfahrener Transporteur gegenüber unseren Kunden eine Vorreiterrolle in Bezug auf die Beratung zu Entladegeschwindigkeiten, Ladeanschlüssen, Länge und Gewicht von Ladeschläuchen, Durchflussmengen und elektrischer Leitfähigkeit. Wir kooperieren zum Beispiel derzeit mit Autolieferanten zum Thema wasserstoffbetriebene Fahrzeuge.“
'Safety first'
Heute, im Jahr 2022, verfügt Schenk Transport über nicht weniger als 1.200 Sattelschlepper (Tanksattelauflieger sowie Planen- und Kippauflieger für den Gasflaschentransport) verteilt auf vier Niederlassungen und Dutzende von Standorten - strategisch ausgewählte Standorte in Europa – oft der Hauptsitz von Kunden – von denen aus die Region gut bedient werden kann.
Die Luftgas- und CO2-Sattelschlepper mit den Hydraulikpumpen fahren hauptsächlich durch Deutschland, weil dort beim Entladen ein höherer Druck gefragt ist. Da dies in den Niederlanden kein Thema ist, hat man sich hier für elektrische Pumpen entschieden. Dasselbe gilt für CO2. Bei niedrigem Delta P kann mit einer Elektropumpe entladen werden und bei hohem Delta P muss eine Hydraulikpumpe gewählt werden. Theoretisch reicht also ein kleinerer Generator aus, insbesondere um CO2 elektrisch zu entladen. Aus taktischer Sicht hat sich Schenk dennoch dafür entschieden, alle Luftgas- und CO2-Sattelschlepper europaweit mit dem gleichen 55-kVA-Generator auszustatten, damit immer die Möglichkeit gegeben ist, die unterschiedlichen Fahrzeuge auszutauschen und auch die höchst geforderte Leistung für Luftgas-Sattelschlepper mit einer 43 kW Pumpe anbieten zu können. All dies basiert auf der Idee, mit möglichst wenigen Autos so viel Arbeit wie möglich zu erledigen. Bei elektrisch angetriebenen Pumpen reicht sicherlich ein Generatortyp aus, da der Motor nur die vom Anwender benötigte Leistung liefert. Dies steht im Gegensatz zu Hydraulikpumpen, bei denen die obige Wahl unwiderruflich zu einer schlechteren Leistung führt. Der Nachteil des elektrischen Betriebs ist hingegen, dass größere und schwerere Elektromotoren benötigt werden, um die gleiche Leistung wie bei einer kleinen Hydraulikpumpe zu liefern. Auf die Frage, wann man sich am besten für die Konstruktion einer Hydraulik- oder Elektropumpe entscheidet, antwortet Van Rijn: „Das wird tatsächlich vom Arbeitsdruck auf Kundenseite bestimmt. In allen Fällen gilt, dass der Druck nie höher sein kann als der geregelte Druck des Kundentanks, da dieser geschützt ist.“
Inzwischen hat Schenk Transport mehr als 65 neue Luftgas- und CO2-Sattelschlepper mit 55 kVa Stromaggregaten von KWG fertiggestellt. Das sind Generatoren, die zur Stromversorgung bei stehendem Fahrzeug dienen und Strom aus dem LKW liefern müssen, um den Auflieger mit der Pumpe entladen zu können. Vor der Einführung dieser 55 kVa-Sets wurde jahrelang ein teures System mit zwei parallel rotierenden High-Speed-Hydraulikgeneratoren verwendet, die jedoch seit dem Aufkommen der Luftgas-Sattelschlepper langsam auslaufen und gegen diese Generatoren mit Achsantrieb mit 100 %iger Effizienz ausgetauscht werden: Generatoren, bei denen auch das Arbeiten mit einer veralteten CAN-Bus-Steuerung definitiv der Vergangenheit angehört. Auf jeden Fall bedeutet das wieder einen weiteren Schritt auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit.