Der Weg ist frei für eine umfassende und konsequente Neuausrichtung von MAN. Der Nutzfahrzeughersteller hatte angekündigt, sich im Rahmen der Transformation der Branche grundlegend neu aufzustellen, um die anstehenden Herausforderungen durch die Kernherausforderungen CO2-freies Fahren, Digitalisierung und Automatisierung erfolgreich meistern zu können.
Dafür ist die nun erreichte Einigung zur Restrukturierung des Unternehmens ein Meilenstein. Nach langen Verhandlungen zeigt sich der Vorsitzende des Vorstands der MAN Truck & Bus SE, Andreas Tostmann, zufrieden mit dem erreichten Kompromiss:
„Wir konnten mit der Arbeitnehmerseite Maßnahmen vereinbaren, die zu einer Ergebnisverbesserung von insgesamt bis zu 1,7 Mrd Euro beitragen. Jetzt werden wir einen Gang hochschalten und in den kommenden Jahren durch gezielte Investitionen die richtigen Antworten auf die drei Mega-Trends Digitalisierung, CO2-freies und autonomes Fahren geben. Wir werden MAN grundlegend neu ausrichten und gemeinsam in eine erfolgreiche Zukunft führen! Dass MAN Wandel kann, haben wir in unserer mehr als 260-jährigen Unternehmensgeschichte mehrfach bewiesen. Heute stehen wir am Anfang eines neuen Kapitels, einer neuen MAN.“
München bleibt die weltweite Unternehmenszentrale von MAN Truck & Bus. Zudem ist München weiterhin das Hauptproduktionswerk für Lkw mit Fahrerhausausstattung und Montage sowie das Zentrum der MAN-Entwicklung. Hier ist das MAN-Kompetenzzentrum für die Gesamtfahrzeugentwicklung Truck, für Software und Elektrik/Elektronik sowie für die Elektromobilität. Um Kapazitäten für die Produktion von Lkw mit alternativen Antrieben zu schaffen, sollen Teilvolumen der Lkw-Fertigung und der Fahrerhausausstattung an den MAN-Standort Krakau verlagert werden. Die operative Entwicklung und das Testing des Busbereichs finden zukünftig produktionsnah am MAN-Standort Ankara statt. Ende 2022 werden rd. 7.500 unbefristete Stammmitarbeiter am Standort beschäftigt sein.
Nürnberg wird das MAN-Kompetenzzentrum für die Entwicklung und die Produktion neuer Antriebstechnologien (z.B. E-Mobilität, Wasserstoffantrieb). Nürnberg ist zudem das Leitwerk für die Produktion konventioneller und alternativer Antriebe. Um sich in Zukunft verstärkt den neuen Antriebstechnologien widmen zu können, werden Entwicklungskapazitäten für Dieselmotoren zurückgefahren und Teilefertigung ohne Kernkompetenz ausgegliedert. Ende 2022 werden in Nürnberg rd. 3.100 unbefristete Stammmitarbeiter am Standort beschäftigt sein.
Salzgitter bleibt der Montagestandort für nichtangetriebene Achsen der TRATON GROUP in Europa. Zudem ist es der MAN-Standort für die globalen Logistikaktivitäten. Im Gegenzug übergibt Salzgitter Umfänge der Rohrfertigung und der Teilefertigung der Vorderachse an den MAN-Standort Bánovce. Ende 2022 werden 1.900 unbefristete Stammmitarbeiter am Standort beschäftigt sein.
Wittlich wird verkleinert, bleibt aber für die Modifikation von Lkw erhalten. Ende 2022 werden 60 unbefristete Stammmitarbeiter am Standort beschäftigt sein.
Steyr steht als MAN-Standort nach wie vor zur Disposition. Hier sind Vorstand und Arbeitnehmerseite mit der WSA Beteiligungs GmbH in konstruktiven Gesprächen bezüglich einer Übernahme des Standorts als Alternative zu einer Schließung.
Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite haben sich auf den Abbau von rund 3.500 Stellen in Deutschland geeinigt. In dieser Zahl sind neben der Stammbelegschaft auch Leiharbeitnehmer und Mitarbeiter mit befristeten Beschäftigungsverhältnissen berücksichtigt. In einem verhandelten Sozialplan wird der sozialverträgliche Stellenabbau durch die verstärkte Nutzung von Altersteilzeitregelungen, das Auslaufen befristeter Beschäftigungsverhältnisse, den Abbau von Leiharbeitnehmern sowie durch freiwillige Abfindungsangebote erzielt. Zudem bietet das Unternehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Wechselmöglichkeiten innerhalb des Volkswagen Konzerns an.
Alle Personalinstrumente unterliegen der doppelten Freiwilligkeit. In einem „Tarifvertrag Zukunft“ wurde festgelegt, dass betriebsbedingte Kündigungen an den deutschen Standorten der MAN Truck & Bus SE bis zum 31.12.2026 nur mit Zustimmung der IG Metall möglich sind. Sollte keine der Seiten widersprechen, verlängert sich die Vereinbarung automatisch um weitere fünf Jahre. Die durch die Unternehmensseite gekündigten tariflichen und betrieblichen Regelungen werden wertgleich oder inhaltsgleich neu vereinbart.
„Die getroffenen Vereinbarungen bilden für MAN die Grundlage, gemeinsam die Herausforderungen der Transformation zu meistern, die auf allen Ebenen unser Geschäftsfeld und unsere Zusammenarbeit verändert. MAN erhält nun die nötigen Handlungsspielräume für diese Herausforderungen. Dabei sind alle Personalmaßnahmen sozialverträglich und ermöglichen den Beschäftigten auf freiwilliger Basis neue Perspektiven. Damit zeigt sich, dass MAN ein verantwortungsbewusster Arbeitgeber ist“, sagt Dr. Martin Rabe, Personalvorstand und Arbeitsdirektor der MAN Truck & Bus SE.